Für bessere finanzielle Arbeitsbedingungen in der Ausbildung zu Psychologischen Psychotherapeut*innen

Als Psychotherapeut*innen in Ausbildung (PiA) leisten wir einen wichtigen Beitrag zur psychotherapeutischen Regelversorgung in Deutschland. Ohne die Versorgung durch PiA müssten Betroffene deutlich länger auf die sowieso schon knappen Therapieplätze warten.
 
In Berlin gibt es aktuell 29 Ausbildungsinstitute mit Hunderten von PiA, die dort von den Krankenkassen finanzierte ambulante Psychotherapie anbieten. Eine emotional und intellektuell anspruchsvolle, anstrengende Arbeit. Trotzdem leben PiA während ihrer Ausbildungszeit (mindestens 3.5 Jahre, in der Regel deutlich länger) von einem Betrag, der nicht einmal ein Leben auf ALGII-Niveau ermöglicht. Und das nach einem jahrelangen Psychologiestudium.
 
Wie kann das sein? PiA gelten als Selbstständige - müssen sich also freiwillig krankenversichern und müssen Verdienstausfälle bei Krankheit und Urlaub hinnehmen - und sind gleichzeitig weisungsgebunden, da sich die Institute ihnen gegenüber wie reguläre Arbeitgeber*innen verhalten. Das heißt auch, dass die Institute über die Höhe der Vergütungsweitergabe an die PiA abseits der vorgeschriebenen 40% bestimmen können. Zur Einordnung: Derzeit wird meist noch nicht einmal die Hälfte des Honorars an die PiA ausgezahlt. Am Institut der DGVT Berlin PP sind es aktuell 45%. Die Differenzen behalten die Institute ein. Was mit dem Geld passiert, ist für die PiA größtenteils intransparent.
 
Gleichzeitig sind in Berlin in den letzten Jahren die Mietpreise explodiert. Corona und die Energiekrise haben die Situation noch prekärer gemacht als ohnehin und die Inflation tut ihr Übriges. Die Selbstständigkeit ist in dieser Situation für PiA äußerst unsicher.
 
Viele PiA sind durch diese Situation psychisch extrem belastet. Ihr Verantwortungsgefühl, Menschen in Krisensituationen zu unterstützen, lässt sie aber oft über ihre eigene Notlage hinwegsehen. Dabei haben auch sie ein Recht auf faire Entlohnung ihrer Arbeit und auf Inanspruchnahme von Möglichkeiten zur Selbstfürsorge.
 
Wir, die PiA der DGVT Berlin, sind nicht länger bereit, unter diesen Bedingungen zu arbeiten. Wir sind mit der Geschäftsleitung ins Gespräch gegangen und fordern nach wie vor eine Weitergabe von 60% des von uns erwirtschafteten und durch die Krankenkassen ausgezahlten Geldes. 
Gleichzeitig verstehen wir, dass es für das Institut in der aktuellen wirtschaftlichen und politischen Lage schwierig ist, eine sofortige Erhöhung auf 60% zu ermöglichen. Aber auch wir sind in dieser prekären Situation auf finanzielle Sicherheit angewiesen. Daher fordern wir nun eine sofortige Erhöhung (ab Quartal 1/23) auf eine feste Ausschüttung von mindestens 52% des Krankenkassen-Honorars. 
 
Lasst uns gemeinsam auf Missstände hinweisen, um diese verbessern zu können!
Lasst uns unser Recht nutzen, um öffentlich auf unsere prekäre Situation hinzuweisen! Lasst uns für notwendige Änderungen in unserer Ausbildung einsetzen, um den Fortbestand unserer Berufsgruppe, künftiger Psychotherapeut*innen, zu sichern!
 
Mit eurer Unterschrift unterstützt ihr unser Vorhaben und verleiht unseren Forderungen den nötigen Nachdruck!
 
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