Keine Schließung der Stadtteilbücherei auf der Veddel in Hamburg
Aufforderung zur Räumung der Stadtteilbücherei Veddel:
Mit einem Schreiben vom 15.04.20 fordert die Schulbehörde der Freien und Hansestadt Hamburg den Verein Veddel aktiv e.V. auf, die Stadtteilbücherei Veddel (Slomanstr. 10, auf der Veddel) zum 31. Juli 2020 zu räumen. Als Grund dafür wird ein Flächenbedarf der Schule auf der Veddel angeführt. Ein alternativer Standort bzw. finanzielle Mittel für ein Ausweichquartier stehen dem Verein nicht zur Verfügung; entsprechende konstruktive Hilfs- bzw. Gesprächsangebote seitens der Stadt gibt es nicht. Mit diesem Schritt steht die Stadtteilbücherei Veddel vor dem Aus und angesichts der für den Verein mitten in der Coronakrise völlig unrealistischen Frist fast schon auf der Straße. Was seit über 20 Jahren als Bildungsangebot für Kinder und Familien in diesem immer noch benachteiligten Stadtteil gewachsen ist, droht wegzubrechen. Das Vorgehen seitens der Behörde ist in dieser Form eine sozial- und bildungspolitische Ungeheuerlichkeit, gegen die Vorstand und Mitarbeitende des Vereins protestieren und die Öffentlichkeit um Unterstützung bitten.
Zum Hintergrund: Vor fast genau 100 Jahren wurde inmitten der damals entstehenden (neuen) Veddel ein bis heute erhaltener Gebäudekomplex am Slomanstieg errichtet, der mehrere Sozial- und Bildungseinrichtungen (u.a. Volksschule und Öffentlicher Bücherhalle) in sich vereinigte. Dieses Konzept war damals einzigartig. Beide Einrichtungen, Schule und Bücherei, waren so von Anfang an räumlich und inhaltlich zur Förderung bildungsfernerer und sozial schwacher Milieus und im Sinne des Gemeinwohls aufeinander bezogen und Partner in einem Haus. Der gemeinnützige Verein Veddel aktiv e.V. hat seit dem Jahr 2000 die zu einer bloßen Ausgabestelle herabgestuften Bücherhalle mit viel Engagement zu einem niedrigschwelligen Bildungsstandort weiterentwickelt, der vor allem die Bedarfe bildungsbenachteiligter migrantischer Familien aus dem Stadtteil in den Blick nimmt. An drei Tagen in der Woche sind bis in die Abendstunden hinein die Räume für die Öffentlichkeit geöffnet und werden in einem hohen Maße genutzt. Die vorhandenen 2.500 Medien sind dank vieler Sponsoren auf dem neuesten Stand, die Bücherei steht Kindern in dem dichtbesiedelten Quartier als Aufenthalts- und Lernort zur Verfügung und wird auch von Familien (v.a. von Müttern) und Kitagruppen gerne und viel aufgesucht. Ferienprogramme, Mädchendisco, Autorenlesungen, Workshops rund um das Buch runden das Programm ab. Seit 2012 sind sozialräumliche Angebote für Familien in enger Kooperation mit dem Jugendamt Elbinseln/ASD hinzu gekommen. Dafür ist der Verein in den letzten zehn Jahren viel gelobt und ausgezeichnet worden. Der integrierte Bildungsansatz in Verbindung mit anderen Trägern und vernetzt mit den Institutionen des Stadtteils trägt Früchte. Auch die Schule auf der Veddel hat das Angebot der Stadtteilbücherei gerade aufgrund der unmittelbaren Nähe in einem Gebäude in den vergangenen Jahren rege genutzt, wie die Statistiken zeigen.
Unterstützt uns mit Eurer Stimme!
Franziska Neubecker Verfasser der Petition kontaktieren