HILFE FÜR SÜDTIROLER MILCH-, MAST- und ZUCHTBETRIEBE - Appell an die Vernunft und an unseren Hausverstand
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Ich bin nur eine kleine, unbedeutende Tierärztin, die es wagt, in unserem schönen Land "laut zu denken"…. Da ich mittlerweile seit 12 Jahren in Südtirol, für und mit unseren Milchbauern, mit Zucht- und Mastbetrieben arbeite, sehe ich viel Schönes und erlebe viel Freude. Ich sehe den Fleiß und den Einsatz meiner Kunden für ihre Tiere und deren Wohlergehen. Aber ich sehe auch immer mehr Leid und Verzweiflung. Vor allem in letzter Zeit häufen sich Depressionen und immer öfter höre ich auch von Selbstmordgedanken!! Das macht mich traurig und zugleich wütend, da ich sehe, dass es in unserem Land nicht an Geld mangelt, sondern an Unverständnis dem Nächsten gegenüber. Es wird zwar immer viel geredet, aber keiner nimmt sich die Zeit, auch mal hinter die Kulissen zu blicken!!
In den Zeitungen liest man immer wieder, wieviel die Bauern für alles Mögliche Beiträge bekommen und wieviel Geld sie kassieren... Aber auch wir "ANDEREN" bekommen Beiträge: für Hausbau, Wohnungskauf, Hotelbau, Arbeitsgeräte und vieles andere!! Doch wir "ANDEREN" brauchen kein Gebäude für Kühe samt artgerechter Einrichtung, keinen Stadel samt Heukran, keine Melkmaschine, keinen Milchtank, keinen Futterautomat, keine Entmistungsanlage, keine Maschinenraum samt Werkstatt, keinen Traktor oder keinen Mehrzweck-Transporter mit Anhänger, Güllefass, Heuladewagen und Miststreuer, Mistgreifer, keinen Metrac, keine Mähmaschine samt Kehrmaschine, Bandrechen, keine Heckschaufel, keine Seilwinde und was ich sonst noch alles vergessen habe! Für einen Bauer sind das Arbeitsgeräte, ohne die er die Arbeit gar nicht bewältigen könnte und somit auch keine Milch stellen könnte!! Da diese Maschinen aber alle viel Geld kosten, ist es nur gut und richtig, dass sie hierfür einen Beitrag bekommen!! Für jeden, der es nicht wissen sollte: Beitrag bedeutet nicht, dass sie die Maschinen geschenkt bekommen- den Großteil bezahlen sie aus eigener Tasche!!
Auch vergessen wird gerne, dass der Tag eines Bauern zwischen 4 und 5 Uhr morgens beginnt!! Die Kühe müssen gefüttert, gemolken und versorgt werden. Da reicht es aber nicht, mal schnell etwas Heu und teures Kraftfutter zu geben und dann in die 2. Arbeitsstelle zu springen (denn die wenigsten Bauern können vom Einkommen des Hofes leben). Um gesunde, nährstoffreiche und hygienisch einwandfreie Milch zu produzieren, (denn nur solche Milch will der Milchhof und der Verbraucher haben) braucht es viel Wissen, Achtsamkeit und Erfahrung von Seiten des Bauern: er muss sich auskennen bei Melkhygiene, beim komplexen Thema Fütterung und dem Zusammenhang mit den Inhaltsstoffen der Milch, bei Brunsterkennung, Abkalbung und Kälberaufzucht, bei Klauenpflege und ersten Krankheitsanzeichen der Kuh (denn wenn der Tierarzt kommt, wird es richtig teuer). Noch dazu muss er seine Wiesen richtig pflegen, denn nur gutes, sauberes Futter garantiert erst einwandfreie Milch und gesunde Kühe. Dies alles kostet Unmengen an Zeit (ach ja… die meisten Bauern haben ja noch einen „richtigen“ Beruf….??) und vor allem Geld, denn es sind immer wieder Reparaturen notwendig und Verbrauchsmittel nachzukaufen. Ohne zweites Einkommen wären diese Ausgaben niemals zu stemmen! Doch dafür spart sich der Bauer das Geld für seinen Urlaub, denn dieser ist sowieso nicht „drin“: die Kühe wollen 365 Tage im Jahr gemolken werden. Alle Familienmitglieder dürfen (oder müssen??) mithelfen… da bleibt wenig Zeit für Beziehungspflege und gemütliches familiäres Miteinander. Man hofft, dass die Familie das aushält…. sofern man überhaupt einen geeigneten Partner gefunden hat, der diese Lebensweise mitträgt.
Und als ob das alles noch nicht reichen würde gibt es auch noch eine Menge Auflagen, die eingehalten werden MÜSSEN, wenn der Bauer nicht mit dem Gesetz in Konflikt geraten will. Die aktuellste Forderung ist jene nach dem Tierwohl….. alles schön und gut, aber fragt sich da mal jemand, was das alles kostet?! Jeder tut immer so, als ob Bauern das Geld nur so aus dem Ärmel schütteln könnten!!
Alle Anforderungen (hygienetechnische, stallbautechnische, jetzt "Classifarm" usw.) werden peinlichst genau kontrolliert, wofür es wiederum eine Menge an Institutionen gibt. Diese werden vollständig oder teilweise von Steuergeldern und Beiträgen finanziert…. aber hiervon spricht auch wiederum keiner!!
Dabei hängt alles zusammen, denn wir sind alle voneinander abhängig und profitieren dadurch gegenseitig!!
- Angefangen von der Politik
- Bauernbund mit all seinen Angestellten
- Universität
- EURAC
- Technologiepark
- Beratungsring Bring mit all denen, die dort arbeiten
- Sennereiverband mit all den Mitarbeitern
- Alle Milchhöfe samt Belegschaft
- Schlachthöfe und deren Bedienstete
- Tierzuchtverbände mit jedem einzelnen, der dort arbeitet
- Landwirtschaftsschulen und deren Beschäftigte
- Jedes einzelne Futtermittelunternehmen samt Belegschaft
- Jeder Privathändler im Land, der seine landwirtschaftliche Ware an den Mann bringt
- Jjeder, der Maschinen für die Landwirtschaft verkauft, samt Personal
- Handwerker, die unter anderem auch für Bauern Arbeiten verrichten
- Jeder, der im touristischen Sektor arbeitet
- Jeder Hotelier in unserem Land samt Gefolgschaft...
Wir alle profitieren, bzw. leben von der Arbeit unserer Bauern !!
Ich vermisse den "Aufschrei" von all diesen Menschen!!
Deren Appell an die Verantwortlichen in der Politik, die dafür gewählt und fürstlich bezahlt werden, um genau in dieser Situation Lösungen zu suchen! Wie soll ein Bauer seine Tätigkeit finanzieren, wenn 1 kg Kraftfutter bereits mehr kostet, als für 1 Liter Milch ausbezahlt wird!!! Von den Gas - Strom und Treibstoffpreisen ganz abgesehen!! Betriebsmaschinen müssen gewartet werden, damit sie täglich funktionieren, denn sonst steht auch die Milchproduktion – mit fatalen Auswirkungen auf die Tiere!! Wer nicht vollkommen blind ist, muss doch sehen, dass die Milchwirtschaf am Abgrund steht!!
Jeder, der in unser Land kommt und Hilfe sucht, wird unterstützt und ernährt !! Was auch gut und richtig ist. Aber verpflichtet uns das allesamt nicht noch mehr, unseren Bauern in dieser außerordentlich schwierigen Zeit unter die Arme zu greifen?? Haben wir eine Vorstellung, um wie viele Arbeitsplätze es eigentlich geht? Sie hätten alle keine Existenzberechtigung, wenn es unsere Bauern nicht gäbe!! Müsste da nicht jeder versuchen, so schnell wie möglich Abhilfe zu schaffen und so schnell wie möglich zu handeln?? Besonders jene, die direkt für Milchbauern in der Beratung sitzen und dafür finanziert und gut bezahlt werden!! Jene, die die Bilanzen der Bauern sehen und die Beiträge bewilligen und ausbezahlen und hiervon gut leben!! Müssten die nicht am lautesten schreien??? Jene die ihre Tiere medizinisch behandeln und damit ihren Lebensunterhalt verdienen !!
Nur komisch, dass ich diesbezüglich immer nur höre, dass es keine Lösung gibt. Anscheinend ist es unserer Regierung egal, ob ein Familienbetrieb kleinerer Struktur aufgeben muss, weil das Milchgeld samt zusätzlicher Arbeit nicht mehr zum Leben reichen!! Laut Bauernbund (28.05.2020) haben seit dem Jahr 2000 sage und schreibe 1644 bäuerliche Familien die Milchlieferung aufgegeben….ich möchte nicht wissen, wie viele in den letzten 2 Jahren noch dazugekommen sind!!
Mich erschüttert die Tatsache, dass von der höchsten Stelle keine Vorschläge kommen, wie geholfen werden könnte, und wenn mögliche Lösungen aufgezeigt werden, werden sie einfach ignoriert!! Denn es gibt Möglichkeiten, um den Bauern unter die Arme zu greifen:
- Als Soforthilfe eine Unterstützung, um die Futtermittelpreise etwas abzufedern
- Erhörung des Milchpreises, der auch bei den Bauern ankommt (wurde in Österreich und in Deutschland bereits gemacht)
- Verpflichtung für Mensen, Ausspeisungsstätten und die gesamte Sanität, nur hochwertigen einheimischen Bauernprodukte zu verwenden
- QR-Code auf Speisekarten, um die Herkunft der Ware nachzuvollziehen
- 1 - 1,5 € Kurtaxe auch für die Bauern, denn die Landschaft pflegt sich nicht von alleine
Das wären alles machbare Vorschläge, die aber aus irgendwelchen Gründen nicht aufgegriffen werden. Die gesamten Verbände, die genau wissen, wie es den Bauern geht und dennoch stillschweigend weiterarbeiten, um den eigenen Unterhalt zu verdienen….wäre es nicht an der Zeit, den einen oder anderen Cent mehr vom Milchpreis auch den Bauern zukommen zu lassen ??
Wenn sie ihre Heimat, ihre Arbeit, ihr Lebenswerk aufgeben, Jungbauern die elterlichen Betriebe nicht mehr übernehmen, dann sollte uns allen bewusst sein, dass das auch uns direkt betrifft!!
Wir alle haben von den Bauern bis jetzt gut gelebt und ihre Arbeit nicht oder nur unvollkommen gesehen und nicht ausreichend geschätzt. Unsere Überheblichkeit gegenüber den Bauern wird uns noch alle teuer zu stehen kommen. Wir alle bestreiten unseren Unterhalt und können unsere Familien ernähren, WEIL es die Bauern gibt !!
Es ist an der Zeit, dass wir aufwachen und die Realität sehen !!
Die Milchbauern brauchen jetzt Hilfe, denn sonst ist es zu spät !!
Aber nicht NUR für sie!!
Das ist ein Appell an die gesamte Regierung mit Opposition und an alle Institutionen, die für und mit Bauern arbeiten und wegen genau diesen jeden Monat ihr sicheres Gehalt beziehen:
Jetzt wäre etwas Mitgfühl und Empathie, und nicht zuletzt Pflichtgefühl angebracht. Ihr habt die Macht und die Mittel, am richtigen Ort zu intervenieren !!!
Ich bin optimistisch, dass wir alle zusammen eine schnelle und angemessene Lösung für unsere Bauern finden werden!!
In großer Zuversicht von der kleinen, unbedeutenden Tierärztin:
Frena Marianna !!
Frena Marianna Verfasser der Petition kontaktieren
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