Rettet die Musikhochschulen

Musik kann aufbauen oder auch zerstören. Man spricht heute von Klassik und Pop. Die unsägliche Bezeichnung "Klassik" ist der armselige Rest einer Musikauffassung, die den Menschen als geistiges Wesen erlebt. Was bewirkt Musik in diesem Sinn? Sie ist Brückenbau zu unserem höheren Ich,zur geistigen Dimension unseres Daseins. Schiller spricht in der Hymne "An die Freude" - und gesungen in der neunten Sinfonie von Beethoven - vom göttlichen Funken, der uns zu Brüdern vereint. In unserem höheren Ich können wir diesen Götterfunken, dieses Göttliche in uns, erahnen. Wir können uns auf einer Ebene begegnen, die sich über unseren Alltag erhebt. Die Musik kann uns zu dieser Ebene erheben. Vertiefen wir uns in die Musik, so können wir die gemeinschaftsbildende Kraft dieser "Weltensprache" erfahren. Musikalische Kommunikation kann zur tönenden Kommunion führen. Musik kann Musizierende und ihre Zuhörer vereinen. Musik kann Menschen verwandeln. Musik kann Menschen aufbauen.
Musik kann auch zerstören, beginnend mit dem allmählichen Verlust des Hörvermögens, verursacht durch narkotisierende Lärmpegel. Musik kann zur Droge werden. Sie ist dann in der Lage, den Zugang zur wahren Dimension der Musik, zur eigentlichen Aufgabe der Musik, abzuwürgen, zu versperren und schließlich zu eliminieren.
Es geht um die Musik des Geistes. Soll dieser Kern des Menschlichen durch die "Musik" der körperlichen Begierden vergiftet werden? Soll dem platten Unterhaltungsbedürfnis, angefacht durch die materialistische Diktatur, stattgegeben werden? Die Politiker, die die Musik als geistige Realität ignorieren, wissen nicht, was für ein Zerstörungswerk sie anrichten.
Es ist höchste Zeit, dass allerorts Erkenntnisarbeit geleistet wird, bevor es endgültig zu spät ist.
So hoffe ich dringend auf die Erhaltung der Mannheimer Musikhochschule mit den bisherigen Studiengängen, die damit ihren Beitrag für unser geistiges Überleben leisten.

Hans Erik Deckert, Musikhochschule Aarhus/Dänemark
hed1155@hotmail.com