Für palästinensische Stimmen auf dem Campus ! Lassen Sie die Anzeigen fallen !
Sehr geehrte Frau Rektorin Dr. Obergfell,
an der Universität Leipzig gibt es viele Studierende, die Bekannte, Angehörige und Freund*innen in den letzten 8 Monaten verloren haben, in denen mittlerweile über 37.000 Palästinenser*innen in Gaza vom israelischen Militär getötet worden sind. Diese 8 Monate sind Teil einer 76-Jährigen Geschichte von systematischer Benachteiligung, Entrechtung und Vertreibung der Palästinenser*innen, einer Geschichte der Gewalt. Es gibt ebenso viele Studierende, die jeden Tag schreckliche Bilder in den Nachrichten und in den sozialen Medien sehen und sich ohnmächtig und allein gelassen fühlen.
An der Universität Leipzig herrscht ein Klima, bei welchem jede, die ihre Stimme in Solidarität mit dem palästinensischen Volk erhebt, jede, die Orte für Trauer sucht, jede, die Kritik an dem deutschen wie israelischen Vorgehen äußert, jede, die von Palästina spricht und Lösungen für ein friedliches Zusammenleben der Völker sucht, direkt unter Rechtfertigungszwang steht und als potentiell 'terroristisch' oder 'gefährlich' gebrandmarkt wird.
In diesem Klima haben viele Studierende nicht das Gefühl von ihrer Universität ernst genommen zu werden oder einen Dialog auf Augenhöhe führen zu können, sondern haben im Gegenteil das Gefühl, dass ihre Perspektiven nicht willkommen sind und von Universitätsseite aus lieber schweigen sollten.
Es fand dann, um dieses Schweigen zu brechen, am 7. Mai eine Protestaktion am Campus statt, bei der als Akt des zivilen Ungehorsams der Audimax besetzt worden ist. Anstatt das Problem zu erkennen und zu zeigen, dass die Universität bereit ist, in einen Austausch zu gehen und Raum zu machen für Stimmen, die sonst in der deutschen Öffentlichkeit nur wenig Raum bekommen, haben Sie entschieden, die Situation zu eskalieren, ihre eigenen Studierenden gewaltsam von der Polizei räumen zu lassen und sie mit Anzeigen zu überziehen.
Wir fordern Sie deshalb auf, die Versammlungsfreiheit und Meinungsfreiheit an unserem Campus wiederherzustellen: Palästinensische, Arabische und Palästinasolidarische Studierende, die ihren Raum einfordern, sind keine "Gefahr in Verzug"!
Die Universität muss ein Ort des Protests, der Kritik und der Meinungsfreiheit bleiben. Wir forden Sie auf, alle Anzeigen gegen unsere Mitstudierenden fallen zu lassen!
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English Version
Dear Rector Dr. Obergfell,
There are many students at Leipzig University who have lost acquaintances, relatives and friends in the last 8 months, during which more than 34,000 Palestinians have been killed by the Israeli military in Gaza. These 8 months are part of a 76-year history of systematic discrimination, disenfranchisement and displacement of Palestinians, a history of violence. There are just as many students who see terrible images in the news and on social media every day and feel powerless and alone.
At Leipzig University, there is a climate in which anyone who raises their voice in solidarity with the Palestinian people, anyone who seeks places for mourning, anyone who criticizes the German and Israeli goverments, anyone who speaks of Palestine and seeks solutions for a peaceful coexistence of peoples, is directly under pressure to justify themselves and is branded as potentially 'terrorist' or 'dangerous'.
In this climate, many students do not feel that they are taken seriously by their university or that they can engage in a dialog at eye level; on the contrary, they have the feeling that their perspectives are not welcome and that the university wants them to remain silent.
To break this silence, a protest action was then held on campus on May 7, during which the Audimax was occupied as an act of civil disobedience. Instead of recognizing the problem and showing that the university is willing to engage in an exchange and make space for voices that otherwise get little space in the German public sphere, they have decided to escalate the situation, have their own students forcibly evicted by the police, and have them hit with charges.
We therefore call on you to restore freedom of assembly and freedom of expression on our campus: Palestinian, Arab and students in solidarity who demand a space on their university are not a „safety risk” !
The university must remain a place of protest, criticism and freedom of expression. We call on you to drop all charges against our fellow students!
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