Nein zum Covid-Zertifikat an der FHNW
Die Meldung vom Donnerstag, dem 9.9.21 ist für manch eine Studierende und ein Studierender ein heftiger Schlag ins Gesicht. Eine Mehrheit hat sich zwei beziehungsweise drei Semestern Fernunterricht sehnlichst eine Rückkehr oder sogar verspäteten Start in den Präsenzunterricht herbeigesehnt. Schutzmassnahmen, die ein Konzept für die Präsenzveranstaltung an den verschiedenen Standorten über längere Zeit hätten ermöglichen sollen, wurden das erste Mal am 28.5.2021 der Studentenschaft mitgeteilt, obwohl bis dahin die Pandemie schon über ein Jahr andauerte. Nun soll das ganze wiederum über den Haufen geworfen werden und ab dem 15. Oktober durch eine Zertifikatspflicht ersetzt werden. Um auf den Punkt zu kommen: Ab diesem Datum wird einer an der FHNW eingeschriebene oder angestellte Person, die nicht geimpft oder deren genesen Status wieder abläuft in Zukunft wöchentlich bis zu 100 Franken zusätzlich kosten, um am Präsenzunterricht teilnehmen zu können. Wenn es sich bei ihrer Institution um ein privatwirtschaftliches Unternehmen handeln würde, das ohne Hilfe von Steuergeldern finanziert werden kann, stünde es in ihrer Wirtschaftsfreiheit, solche Ausschlussverfahren anzuwenden. Jedoch handelt es sich in diese Fall um eine öffentliche Einrichtung, die ausschliesslich von Steuergeldern aus Bundes- und Kantonskassen, sowie den Studierendenbeiträgen finanziert wird. Aufgrund des aktuellen Anteils von Covid-Zertifikaten in der Bevölkerung ist es ein fragwürdiger Entscheid, solche Ausgrenzungsmassnahmen für die Bevölkerungsgruppe ohne Zertifikat recht zu fertigen. Eine Hochschule und Universität wird von der Allgemeinheit ohne Ausnahme finanziert und sollte deshalb auch ohne Ausnahme für alle zugänglich sein. Das Studium lebt vom Austausch unter Studenten und zwischen deren Dozierenden. Vor allem dann, wenn die Vorlesungen und Übungen gemäss Stundenplan stattfinden. Die Involvierung aller Beteiligten in einer Räumlichkeit ermöglicht es, die Thematik und den Stoff auf verschiedene Art und Weisen mitzuteilen, Interesse für die Materie zu wecken, Fragen direkt vor Ort zu klären, sowie Lösungen in Gruppen zu erarbeiten. Ein Studium, welches aufgrund des finanziellen Aufwandes auf ein Onlineangebot reduziert ist, kann in vieler Hinsicht nicht mit Präsenzveranstaltungen kompensiert werden.
Eine Hochschule, welche eine individuelle Entscheidung über die physische Integrität als Ausschlussverfahren vom öffentlichen Betrieb benutzt, bewegt sich moralisch und rechtlich auf sehr dünnem Eis. Während der Pandemie sind wir in der Gesellschaft an einem Punkt angelangt, wo jeder Mensch, unabhängig von seinem Alter und dem persönlichen Risiko seine Entscheidung fällen konnte, ob er oder sie eine Impfung als zusätzlichen Schutz beanspruchen will.
Wir fordern Sie auf, diesen Entscheid zu überdenken. Wir stehen sehr gerne für Gespräche zur Verfügung, um eine Lösung im Sinne aller Studierenden zu finden.
Raphael Thomann und Pascal Koehli Verfasser der Petition kontaktieren