Solidarität mit Prof. Dr. Kenan Engin / Solidarity with Prof. Dr. Kenan Engin
Solidarität mit Prof. Dr. Kenan Engin
Ein offener Brief an den Bundesvorstand der Johanniter und die Akkon / Johanniter Hochschule Berlin(English below)
Gegen Prof. Dr. Kenan Engin, einen angesehenen Politikwissenschaftler und Professor für Soziale Arbeit werden seit einiger Zeit Maßnahmen ergriffen, die wir stark verurteilen (https://www.migazin.de/2024/08/25/fristlose-kuendigung-wie-kampf-diskriminierung-professor-karriere-kostete/) Als Hochschullehrer mit Schwerpunkt Migration und Inklusion und einer eigenen Fluchtgeschichte lehrt und forscht Kenan Engin seit über zehn Jahren an diversen Hochschulen inner- und außerhalb Deutschlands. Seit dem 09.01.2018 ist er Professor für Soziale Arbeit und leitete den Studiengang Soziale Arbeit an der privaten Akkon Hochschule für Humanwissenschaften/Johanniter Hochschule in Berlin bis Mai 2024.
Nachdem er als rassistisch und diskriminierend empfundene Behandlungen im Hochschulrahmen gegenüber Studierenden und ihm selbst thematisiert hat, wurde ihm mitgeteilt, dass er dadurch den „Betriebsfrieden“ störe. Des Weiteren wurde ihm deutlich gemacht, dass eine weitere Thematisierung Konsequenzen nach sich ziehen würde.
Im persönlichen Gespräch im Zusammenhang mit dem MIGAZIN Beitrag erfuhren wir von folgenden Maßnahmen, die die Hochschule seit April 2024 ohne die Nennung von triftigen Gründen gegen den Kollegen Kenan Engin ergriffen hat :
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Er wurde von einem Tag auf den anderen durch den Präsidenten Prof. Dr. Andreas Bock und vom Geschäftsführer Benjamin Kobelt vom Lehrbetrieb ausgeschlossen.
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Die Position „Professor für Soziale Arbeit“, auf die er berufen ist, wurde ihm entzogen und er wurde für einen anderen Bereich beauftragt.
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Seine laufenden Lehrtermine wurden kurzfristig komplett abgesagt.
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Die Studiengangsleitung wurde ihm durch den Präsidenten Prof. Dr. Andreas Bock entzogen.
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Er wurde verpflichtet, jeden Tag an der Hochschule zu sein, seine Arbeitszeiten zu erfassen und diese am Ende des Monats beim Präsidenten vorzulegen. Kein*eandere*r Professor*in oder Mitarbeiter*in an der Hochschule muss das tun.
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Ihm wurde verboten, mit Arbeitskolleg*innen und Studierenden zu kommunizieren.
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Anschließend wurde er trotz des Widerstandes des Betriebsrates am 29.07.2024 außerordentlich gekündigt.
Hochschulen nehmen als Orte der Wissensvermittlung, der Erkenntnisbildung und der Reflexion eine wichtige gesellschaftliche Rolle ein. Hierbei sind sie laut Gesetz dazu verpflichtet, auf diskriminierungsfreies Lernen und Arbeiten hinzuwirken, Vielfalt innerhalb ihrer Institution zu fördern, sowie die Wissenschaftsfreiheit zu achten. Vor diesem Hintergrund verurteilen wir das Vorgehen der Akkon Hochschule gegenüber Prof. Dr. Kenan Engin scharf. Solidarität hat Prof. Dr. Engin bislang durch Studierende der Hochschule erfahren. Mehrfach haben sie ein Gespräch mit allen Beteiligten eingefordert. Dies wurde vom Präsidenten der Akkon Hochschule, Prof. Dr. Andreas Bock und dem Geschäftsführer Benjamin Kobelt abgelehnt. Um gegen die intransparente, schwer nachvollziehbare Entscheidung der Hochschulleitung zu protestieren, haben die Studierenden der Hochschule eine Petition gestartet (https://www.petitionen.com/initiative_der_studierenden_der_akkon_hochschule_zur_ unterstutzung_von_herrn_engin). In diesem Zusammenhang haben sich die Studierenden zudem an diversen Berliner Politiker*innen und Instututionen gewendet, um ihrer Beschwerden politisch Gehör zu verschaffen.
Wir sind entsetzt über den Umgang mit Rassismusvorwürfen an der Hochschule sowie mit dem Kollegen. Die Vorgehensweisen sind weder aus antidiskriminierungs- noch aus arbeitsrechtlichen Gründen akzeptabel.
Erst recht nicht an einer Hochschule für Soziale Arbeit!
Die von der Akkon Hochschule gezeigte Art des Umgangs mit Rassismusvorwürfen und einem Hochschullehrer zeugen von einer äußerst problematischen Behandlung von Diskrimierungsfällen und reproduzieren diese sogar. Diese Maßnahmen gegen Kenan Engin stellen in der Folge offenbar eine konkrete Rechtsverletzung dar. Zu diesem Ergebnis des Sachverhalts kommt auch eine Stellungnahme der Antidiskriminierungsstelle des Bundes.
Wir als Unterzeichner*innen erklären uns mit unserem Kollegen Prof. Dr. Kenan Engin solidarisch.
Daher fordern wir den Bundesvorstand der Johanniter sowie den Präsidenten der Akkon Hochschule, Prof. Dr. Andreas Bock, auf, die Maßnahmen gegen den Kollegen Kenan Engin unverzüglich zurückzunehmen und eine adäquate wissenschaftliche Weiterbeschäftigung zu ermöglichen. Für Studierende und Kolleg*innen muss jede Hochschule einen diskriminierungsfreien Raum sicherstellen, in dem Studium und Lehr- und Forschungstätigkeiten unter voller Achtung der Rechte und Freiheiten möglich sind. Einschüchterungen, Verleumdungen und ein Beschweigen von Fehlverhalten sind für uns unvereinbar mit den Grundwerten unserer Profession und einer offenen Gesellschaft.
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An Open Letter to the National Board of the Johanniter and the Akkon / Johanniter University in Berlin.
We are writing to express our deep concern regarding the discriminatory treatment of Professor Dr. Kenan Engin, a respected political scientist and professor of social work, at Akkon University / Johanniter University in Berlin.
Professor Engin, with his expertise in migration and inclusion and his own refugee background, has dedicated over ten years to teaching and research at various universities in Germany and abroad. Since January 2018, he was as a professor of social work and led the social work department at Akkon University until May 2024.
Following Professor Engin's reports of potential racist and discriminatory actions within the university towards students and himself, he was accused of disrupting "peace in the workplace." He was further threatened with "consequences" for raising these issues.
Through a personal conversation related to a MIGAZIN article, we learned about the concerning actions taken against Professor Engin since April 2024, all without any apparent justification:
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Abrupt removal from teaching duties by the university president, Prof. Dr. Andreas Bock, and managing director, Benjamin Kobelt.
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Revocation of his appointed position as "Professor of Social Work" and reassignment to a different area.
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Sudden cancellation of all his ongoing teaching assignments.
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Removal of department leadership responsibilities by president Prof. Dr. Andreas Bock.
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Monitoring and management of his official email account by Prof. Dr. Andreas Bock and
Benjamin Kobelt.
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Requirement to be physically present at the university daily, record working hours, and
submit these records to the president monthly which was not enforced upon other
professors or staff.
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Prohibition from communicating with colleagues and students.
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Unjustified dismissal on July 29, 2024, despite resistance from the works council.
As scientists committed to human dignity, justice, and the pursuit of truth, we stand in solidarity with Professor Dr. Kenan Engin. Most importantly, students at the university have repeatedly demanded a transparent discussion involving all parties, but were denied by Prof. Dr. Andreas Bock and Benjamin Kobelt. In protest, they started a petition (https://www.petitionen.com/initiative_der_studierenden_der_akkon_hochschule_zur_unterstutz ung_von_herrn_engin) and reached out to Berlin politicians and institutions.
We are appalled by the university's handling of the racism accusations and their treatment of Professor Engin. These actions are a blatant violation of anti-discrimination and labor laws, especially at a university dedicated to social work!
The university's response to these allegations and their treatment of a faculty member exposes a deeply problematic approach to handling and even perpetuating discrimination. The actions against Professor Engin clearly constitute a violation of the law, as confirmed by the Federal Anti-Discrimination Agency.
We, the undersigned, unequivocally declare our support for Professor Dr. Kenan Engin. Therefore, we urge the National Board of the Johanniter and the president of Akkon University, Prof. Dr. Andreas Bock, to:
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Immediately retract all actions taken against Professor Dr. Kenan Engin.
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Reinstate him in an appropriate academic position.
Every university has a fundamental responsibility to foster a discrimination-free environment where students and colleagues can engage in studies, teaching, and research with full respect for their rights and freedoms. Intimidation, defamation, and the silencing of valid concerns are incompatible with the core values of academia and a free society.
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