Kein Kahlschlag am Seerhein

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Gast

#90 Re: Ich verstehe diese Aufregung nicht!

2015-02-05 10:55

#84: - Ich verstehe diese Aufregung nicht! 

 Prima, dass Sie die Verwaltung verstehen, das ist Ihr gutes Recht. Das Argument mit Kindern zieht wohl, denn auch Herr Wichmann hat das bei der Begehung vorgebracht.  In diesem Falle glauben Sie also auch, dass alle 116 Pappeln "unheilbar" krank sind, dass keine baumpflegerischen Maßnahmen mehr greifen oder die Bäume aufgrund ihres Alters sowieso "erntereif" sind.  Sollte es Sie interessieren: BGH-Urtei v. 6.3.2014 - III ZR 352/13, also ziemlich aktuell !

Da es jedoch wenig realistisch ist, dass alle damals gepflanzten Bäume  gemeinsam "fällreif" erkranken, bedeuted dies, dass auch gesunde Bäume in einer Hauruck-Aktion mitgefällt werden, sichtbar am Ort des Geschehens.  Gesunde Bäume jedoch stellen keine Verkehrssicherungsgefährdung dar, denn sonst müssten alle Wälder gesperrt werden, ebenso wenig dürfen selbst anfälligere Bäume wie Pappeln alleine aufgrund ihres Alters gefällt werden. Und "erntereif" sind die Tägermoos-Bäume  erst in 5 - 10 Jahren. Selbst  dann noch  ist eine Begutachtung jedes einzelnen Baumes erforderlich. Die Folgen eines natürlichen Astabbruchs z. Bsp., ein Vorgang, der bei jedem gesunden Baum passieren kann, gehören lt. BGH zum allgemeinen Lebensrisikos. s. o.  Der Kahlschlag am Seerhein birgt sehr viele Unklarheiten, aber durch die geschaffenen Tatsachen, es läge eine Gefährdung der Verkehrssicherungspflicht  vor, wurde die Möglichkeit ausgehebelt, dieses Vorhaben dem Gemeinderat vorzulegen oder die Bürger mit einzubeziehen. Warum wohl?

AB

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Gast

#101 Re: Re: Ich verstehe diese Aufregung nicht!

2015-02-06 06:16:21

#90: - Re: Ich verstehe diese Aufregung nicht! 

Nein, die Bäume sind meiner laienhaften Einschätzung nach nicht krank. Sie werden einfach "geernetet, so wie das Korn auf dem Feld im Sommer - mit einem riesigen Unterschied im zeitlichen Verlauf von Anpflanzung (Saat), Wachstumsphase und Ernte (einige Wochen / 70 Jahre). Es ist übrigens allgemein Erntezeit in unseren Wäldern, es fallen in Deutschland gerade viele Bäume. Nur Baumfällungen im Umfeld von bewohnten Flächen machen diese ganz "normale" forstwirtschaftliche Praxis für uns Laien sichtbar. Und es ist bestimmt so, dass einige Individuen seltener Tierarten dabei das Leben verlieren werden. Bei der Ernte von Getreidefeldern übrigens auch - in einem viel größeren Maßstab. Mal ganz davon abgesehen, was für den immer weiter verbreiteten Maisanbau im Vorfeld an Chemie ins Feld geführt wird. Zum Thema Wald möchte ich ein Buch empfehlen: "Der Wald - ein Nachruf" - sicher sehr interessant für jeden, der sich über die Fällung der Pappeln informiert hat - danach hat man das Gefühl, dass es in unserem Land ganz andere Probleme gibt, für die es sich nachhaltig zu engagieren lohnt!

Was ich mit meinen Titel "Ich verstehe diese Aufregung nicht" sagen wollte ist, dass wir Stadtbewohner immer mehr Bezug zu "normalen" Abläufen in Kulturlandschaften verlieren und dann mit unserem Kummer über die Fällung einiger, weniger Bäume die Gerichte beschäftigen (für die Forstwirtschaft und industrielle Maßstäbe sind das am Rhein nicht viele Bäume). Und auch vor Gericht erfährt der Mensch meiner persönlichen (jedoch beschränkten) Erfahrung nach in der Regel nicht das "Recht" was er sich erhofft, sondern wird mit der für Laien unübersichtlichen Gesetztelage, den Verwaltungsvorschriften und vorgägngien Urteilen anderer Gerichte konfrontiert. 

Ich frage mich, warum niemand schon vorher so heftig reagiert hat, die Fällung wurden doch nicht erst am Montag verkündet. Ich denke die Fällungen werden durchgeführt und ich hoffe für die Tiere dort, dass es möglichst viele unbeschadet überstehen. Es bleiben bestimmt noch genügend Pappeln in der Nähe übrig, damit die entsprechenden Falter überleben können.

Ich bleibe dabei, regt Euch nicht so über diesen einen Fall auf, beschäftigt Euch nachhaltig und langfristig mit diesen Themen. Vielleicht gibt es wieder mehr differenziertes Bewusstsein für diese Vorgänge, denn um soetwas zu beeinflussen hilft ein kurzes, emotionales Aufregen nicht.