Nein! zu Rigi-Disney-World
Verfasser der Petition kontaktieren
Gedanken zum Jahresende 2020 und zu unserer Rigi
2021-01-01 11:14:43Liebe Freundinnen und Freunde der Rigi
Sehr geehrte Damen und Herren
Erlauben Sie ein paar persönliche Gedanken im Sinne eines Rückblicks auf ein bewegtes Jahr in Sachen touristischer Entwicklung der Rigi. Zugleich wünsche ich Ihnen persönlich und Ihren Familien vorab alles Gute im Neuen Jahr sowie viel Gesundheit in Zeiten, wo man sich nichts Anderes wünscht als genau das. Auch danke ich Ihnen für die riesige Unterstützung der laufenden Petition und die vielen Gespräche mit einigen von Ihnen, die unsere Anliegen aktiv mittragen.
Zwei Rigi-Petitionen mit insgesamt 6803 Unterschriften (Stand 29.12.20) zeigen Ihre ungebrochene Solidarität und emotionale Verbundenheit mit der Rigi. Über diese innere Verbundenheit wollten wir mit dem Verwaltungsrat (VR) und der Geschäftsleitung (GL) der Rigi Bahnen sprechen, doch es zeigte sich, dass dieses Gespräch mit uns im Kasernenhofdrill verordneten Traktanden schon daran scheiterte, worüber man miteinander sprechen wollte.
Bis heute waren der VR und die GL der Rigi Bahnen nie bereit, unsere überzeugenden Gegenargumente zu ihren megalomanen Ausbauplänen anzuhören. Gerade deswegen fühlen wir uns in unserer klaren Haltung in Sachen touristischer Entwicklung der Rigi bestätigt. Unsere Vorstellungen stehen im diametralen Gegensatz zur vom VR und der GL forcierten Volumenstrategie. Statt in der gegenwärtigen Krise nun den Resetknopf zu drücken und sich dem Aufbau des von uns geforderten und mit konkreten Vorschlägen ausgearbeiteten Qualitätstourismus zu verpflichten! Einen solchen – und nichts Anderes – wünschen sich die von uns vertretenen grossen Bevölkerungskreise.
Wir haben die im breiten öffentlichen Interesse stehende touristische Entwicklung der Rigi als öffentliche Angelegenheit in den Medien kommuniziert. Die in den Medien verlautbarten Vereinfachungen der GL der Rigi Bahnen passen jedoch wenig zur Grösse der Probleme, mit denen uns die aktuellen Krisen – die der Umwelt und die unserer damit zusammenhängenden Gesundheit – konfrontieren.
Der VR und die GL der Rigi Bahnen haben sich über lange Jahre nach dem einzigen Credo ausgerichtet: Je mehr Wachstum, desto besser. D. h. Wachstum als Heilmittel für alle Probleme, die dann später in der Zukunft oder überhaupt nie auftreten sollen! Wachstum und Profitsteigerung «auf Teufel komm raus» passen sicher nicht mehr in die Zeit nach Corona. Unsere konstruktiven Vorschläge zum unhinterfragten Wachstum haben wir faktenbasiert recherchiert. Sie wären der Starting Point für einen längst überfälligen ressourcenschonenden Tourismus für die Königin der Berge.
Leider warten der VR und die GL darauf, dass der Exzess – der globale Massentourismus – nach Corona möglichst bald zurückkehrt. Das bewirkt, dass man in Zukunft keine unternehmerische Freiheit mehr ausüben kann, weil man Katastrophales angerichtet hat. Ein Widerspruch in sich selbst! Die in den Köpfen des VR und der GL zementierte Vorstellung von massentouristischem Wachstum, das zulasten der Natur geht, hat zur Folge, dass das Bahnunternehmen sich selbst in seiner künftigen unternehmerischen Freiheit beschneidet.
Der VR und die GL halten stur an ihren Ausbauplänen fest – auch beim von namhaften Umwelt- und Schutzverbänden kritisierten Gondelbahnprojekt von Weggis nach Rigi Kaltbad. Im Aktionärsbrief vom Dezember 2020 schreiben Karl Bucher, Präsident des VR, und Frédéric Füssenich, CEO, unverblümt Zitat:
«Das Projekt Gondelbahn stand in den letzten Monaten im Zeichen der Weiterentwicklung des Wettbewerbsprojekts. Daneben liefen umfangreiche Vorbereitungen für das Bewilligungsverfahren wie etwa die dafür nötige Zonen- und Nutzungsplan-Revision, Umweltgefahrenabklärungen und Verhandlungen mit Grundeigentümern. Die Corona-Krise stellt uns für die Machbarkeit vor neue Herausforderungen, trotzdem verfolgen wir das Projekt konsequent weiter».
Seit vier Jahren prägen wir eine demokratische Kultur mit. Sie steht diametral zur Arroganz des VR und der GL der Rigi Bahnen, die die Bevölkerung immer wieder vor den Kopf stossen. Wir halten den demokratischen Austausch und Meinungsfreiheit hoch, missbilligen jedoch, dass der VR und die GL daran glauben, sich nicht um das Debattenganze kümmern zu müssen. «How dare you» ist unsere Antwort – im Stil der jungen Klimaaktivistinnen und -aktivisten.
Da der VR und die GL der Rigi Bahnen von unseren Lösungsvorschlägen und den zwei Petitionen, gemäss eigenen Angaben, «nur bruchstückhafte Kenntnisse» haben, stehen sie auf der Seite derer, die die gegenwärtigen Krisen – die Krise der Umwelt und die unserer Gesundheit, die uns noch lange beschäftigen werden – nicht als primäre Bedrohung sehen. Statt sich für eine gemeinsame Krisenbewältigung zu engagieren, damit für alle – und insbesondere die Erholungsdestination Rigi – etwas Besseres herauskommen kann.
Der Tourismus nach Corona braucht andere Antworten. Wir haben sie dem VR und der GL der Rigi Bahnen unterbreitet. Wir sehen manches anders als der VR und die GL, die wir für ihre unüberbietbare Ignoranz gegenüber den aus den Herzen der Bevölkerung kommenden legitimen Ansprüchen an «ihren» Erholungsberg Rigi verantwortlich machen. Für uns ist dies ein Grund mehr, Veränderungen einzufordern, die die rücksichtslose Profitmaximierung als exklusives Ziel eines Monopolunternehmens infrage stellen – und welche die Verfügungshoheit über die Rigi der Bevölkerung zugestehen.
Diese Bevölkerung ist nicht identisch mit dem Aktionariat der Rigi Bahnen AG. Denn den rund 2700 Aktionärinnen und Aktionären der Rigi Bahnen, welche unsere konstruktiven Anträge anlässlich der Generalversammlung 2020 verworfen haben, stehen heute (29.12.20) 3476 Unterzeichnende der 2. Rigi-Petition «Rigi: 800’000 sind genug!» gegenüber.
Wir erwarten vom VR und der GL der Rigi Bahnen keine Geschenke, keine Privilegien und auch nicht eine bevorzugte Behandlung, sondern nur, dass sie angesichts der sich zuspitzenden Klima- und Umweltkrise konsequent auf eine umweltschonende Nutzung der Rigi setzen, um eine ressourcenschonende Bewirtschaftung bei allen touristischen Aktivitäten zu ermöglichen.
Dr. phil. René Stettler, Kulturwissenschaftler und Aktionär der Rigi Bahnen AG, Rigi Kaltbad
2241 auf Papier eingereichte Unterschriften, Stand 29.12.20
René Stettler
Rigi: 800‘000 sind genug! (neue Petition) – UNTERZEICHNEN SIE NOCH HEUTE ONLINE
2019-11-01 06:21:51Bitte empfehlen Sie die Petition Rigi-Freunden und Bekannten Ihres Netzwerks zur Unterzeichnung und senden Sie ihnen den Petitionslink https://www.petitionen.com/rigi_800000_sind_genug
Liebe Freundinnen und Freunde der Rigi
Die heute am 1. November 2019 lancierte neue Petition “Rigi: 800‘000 sind genug!”, die 42 Erstunterzeichnende unterschrieben haben, fordert den Verwaltungsrat der Rigi Bahnen AG auf, das wiederholt von der Bevölkerung kritisierte ungebremste touristische Wachstum auf der Rigi infrage zu stellen und sich für eine Begrenzung der Zahl der Fahrten / Passagiere sowie die Aufwertung der Natur- und Landschaftsressourcen der Rigi einzusetzen.
Dies beinhaltet:
· dass der Verwaltungsrat der Rigi Bahnen AG den im Jahr 2016 erstellten “Masterplan RIGI” durch ein Tourismuskonzept ersetzt, das sich prioritär an den Natur- und Landschaftswerten der Rigi orientiert – und für das 800’000 Besucherinnen und Besucher pro Jahr eine akzeptable Obergrenze sind. Das ist im Interesse der Allgemeinheit. Denn die Rigi gehört der Bevölkerung und nicht den Rigi Bahnen.
· dass er den einseitig auf die asiatischen Wachstumsmärkte ausgerichteten Gästemix mit Pauschalreisegruppen, die die grössten Volumen bringen, mit einem glaubwürdigen Marketing neu ausrichtet, das den Preis für den Besuch der Königin der Berge nicht im globalen Billig-Tourismus verhökert.
· dass er vom schonungslosen Eingriff in die geschützte Landschaft (Bundesinventar der Landschaften und Naturdenkmäler 1606 Vierwaldstättersee) für den Bau einer Gondelbahn mit 14 Masten absieht. Eine Gondelbahn verschandelt das Landschaftsbild aufs Gröbste – und sie hat eine vom Vierwaldstättersee aus gut sichtbare und massiv störende “Wöschhänki” am Rigi-Südhang zur Folge. Gegenüber einer Gondelbahn weist die bestehende Pendelbahn und ein künftiges Pendelbahnsystem bezüglich Einsatzfähigkeit und Sicherheit wesentliche Vorteile auf.
Im Jahr 2018 beförderten die Rigi Bahnen 972’000 Passagiere, davon 60’000 nach Rigi Scheidegg. 2009 waren es noch 553‘000 Reisende. In wenigen Jahren werden es nochmals massiv mehr sein, vor allem wegen den für den Massentourismus relevanten wachstumstreibenden Kräften in Asien (Prognose +150% bis 2030; Studie aus dem Jahr 2017, Institut für Tourismuswirtschaft, Hochschule Luzern).
Um die in der Verantwortung des Verwaltungsrats der Rigi Bahnen AG liegenden offenkundigen Fehlentwicklungen auf der Rigi zu korrigieren, rufen wir Sie auf, die neue Petition “Rigi: 800‘000 sind genug!” noch heute zu unterzeichnen.
Mit Ihrer Unterschrift engagieren Sie sich für einen umweltverträglichen Tourismus, der sich für eine intakte Natur und die einmaligen Landschaftswerte der Königin der Berge einsetzt. Machen Sie Bekannte und Freunde via soziale Medien auf die Petition aufmerksam. Herzlichen Dank!
Unterzeichnung / Laufzeit der Petition
Die Petition kann via https://www.petitionen.com/rigi_800000_sind_genug eingesehen und online unterzeichnet werden. Sie läuft bis zum 31. Januar 2020. Unterzeichnen Sie die Petition noch heute!
· Bitte senden Sie eine E-Mail, wenn Sie möchten, dass Sie in alphabetischer Reihenfolge zusammen mit den Erstunterzeichnenden namentlich aufgeführt werden. Unterzeichnen Sie die Petition zuerst online via https://www.petitionen.com/rigi_800000_sind_genug und senden Sie nachher eine Ihren Vornamen, Namen und Wohnort enthaltende E-Mail an rs at rene-stettler.ch
Unterschriftenbögen für die handschriftliche Unterzeichnung
Unterschriftenbögen können via https://www.rene-stettler.ch/pdf/unterschriftenbogen_petition_rigi_800000_sind_genug.pdf heruntergeladen und auf dem normalen Postweg (bitte Couvert frankieren) eingereicht werden. Die Adresse zur Einreichung via Post ist auf dem Unterschriftenbogen aufgeführt.
Zusammen mit den Erstunterzeichnenden danken wir herzlich für die solidarische Unterstützung und die Unterzeichnung der Petition “Rigi: 800‘000 sind genug!”.
René Stettler, Kulturwissenschaftler, Rigi Kaltbad
Initiant der 2017 lancierten Petition “Nein! zu Rigi-Disney-World” (3106 Unterzeichnende)
Herbert Reinecke, Dipl. Betriebsökonom – EMBA, Zug / Rigi Kaltbad, Mitinitiant
René Stettler
Weggis: Hier geht es um die grundsätzliche Entwicklung der Rigi (Lesezeit 1 Minute)
2019-09-21 08:24:26Liebe Freundinnen und Freunde der Rigi
Sehr geehrte Damen und Herren
Der nachstehende Leserbrief erschien gestern 20.9.19 in leicht gekürzter Form in der Luzerner Zeitung. Er kann über diesen Link heruntergeladen werden. Ich danke Ihnen für die Verbreitung in Ihren Netzwerken.
Die Rigi steht mit dem Massentourismus unter Druck und ihre touristischen und ökologischen Grenzen sind überschritten. Mit über einer Million Reisenden bis Ende 2019 ist die zulasten der Allgemeinheit und der Natur gehende Belastungsgrenze bei weitem überschritten. Das löst in der Bevölkerung Unmut aus, denn:
- Es geht nicht nur um den Ersatz der bestehenden Pendelbahn. Es geht auch um die grundsätzliche Entwicklung der Rigi. Es gibt kein unendliches Wachstum in einem endlichen System.
- Auf dem Berg und im Tal Berg werden Massen von Touristen die Infrastrukturen nutzen. Schon heute sind die Auswirkungen bekannt: Dichtestress auf dem Berg, wo Erholung gefragt ist.
- Die Rigi Bahnen fördern nicht ein massvolles touristisches Wachstum, sondern missachten es klar, indem sie die “Charta Rigi 2030” und die Zusage an eine nachhaltige touristische Entwicklung, überhaupt nicht umsetzen.
- Mit dem Ersatz der heutigen Pendelbahn durch eine Gondelbahn mit 14 Masten steigern die Rigi Bahnen die Transportkapazität um das Doppelte, auf 1‘200 Personen pro Stunde.
- Für deren Bau sind seilbahntechnisch gesehen Rodungen von Teilen der Strecke des mittlerweile wegen des Hitzesommers 2018 und den beiden Hitzeperioden 2019 unter Druck geratenen Schutzwaldes erforderlich.
- Der ebenfalls notwendige 75 Meter hohe Masten auf der Müseralp ist ein von der Bevölkerung nicht tolerierter Eingriff in das national geschützte BLN-Gebiet 1606 am Rigi-Südhang (Bundesinventar der Landschaften und Naturdenkmäler). Von der Bevölkerung wird ein Gutachten der Eidgenössischen Natur- und Heimatschutzkommission (ENHK) erwartet, das zur drohenden Landschaftsverschandelung klar Stellung nimmt.
- Die dem Massentourismus dienenden Vorhaben bedeuten nicht nur eine grosse Belastung für die Umwelt (Bus-Terminal in Weggis), sondern auch für das Landschafts- und Ortsbild in und oberhalb von Weggis.
- Mit der Reaktivierung der schubladisierten Variante der Erneuerung der heutigen Pendelbahn würde an der Rigi ein akzeptables und vernünftiges Zeichen gesetzt.
René Stettler, Initiant Petition “Nein! zu Rigi-Disney-World”, Rigi Kaltbad
Cécile Bühlmann, alt Nationalrätin Grüne, Luzern
Frieder Hiss, Architekt / Fachberater Landschaftsschutz, Luzern
Herbert Reinecke, Zug / Rigi Kaltbad
René Stettler
Die Rigi und Weggis auf dem Weg in ein massentouristisches und ökologisches Desaster (Lesezeit 5 Minuten)
2019-09-05 08:08:49Liebe Freundinnen und Freunde der Rigi; sehr geehrte Damen und Herren
Diese Mitteilung enthält hochaktuelle Informationen für alle Unterzeichnenden der Petition “Nein! zu Rigi-Disney-World” sowie die Einwohnerschaft von Weggis und Rigi Kaltbad betr. dem drohenden Eingriff in den Schutzwald ob Weggis wegen dem Bau einer Gondelbahn mit 14 Masten, neue Hintergründe zur Verlotterung der drei Weggiser Hotels Graziella, Post Hotel und Albana sowie eine Mitteilung zu meinem Rücktritt aus dem Vorstand des Vereins “Ja! zu Regina Montium”. Die Informationen gingen heute an die 3106 Unterzeichnenden der Petition.
Bitte senden Sie die Mitteilung an Interessierte Ihres persönlichen Netzwerks. Vielen Dank. Den Text können Sie leicht gekürzt als pdf über folgenden Link herunterladen: Medienmitteilung 5.9.19
Am 28. Mai 2019 informierten die Rigi Bahnen an einer öffentlichen und gut besuchten Veranstaltung in Weggis über ihre Pläne zur Seilbahnerneuerung von Weggis nach Rigi Kaltbad. Auch an dieser Veranstaltung, die nichts grundsätzlich Neues zutage brachte, spielten die Rigi Bahnen das ungebremste touristische Wachstum herunter, hielten entscheidende Fakten zum Landschaftseingriff zurück und beschwichtigten immer wieder zum Erstaunen der rund 300 Anwesenden:
- Kein Wort zum national geschützten BLN-Gebiet 1606 am Rigi-Südhang (Bundesinventar der Landschaften und Naturdenkmäler), kein Kommentar zur drohenden Landschaftsverschandelung wegen des ca. 75 Meter hohen Mastens auf der Müseralp.
- Kein Wort zum von der Bevölkerung erwarteten und dringend notwendigen ENHK-Gutachten (Eidgenössische Natur- und Heimatschutzkommission).
- Kein Wort zu den zu erwartenden Einsprachen. Der allgemeine Tenor der Rigi Bahnen: “Wir sind mit allen Akteuren im Gespräch”.
Mutiges Plädoyer
Grossen Applaus erhielt Herbert Reinecke, der seit über 6 Jahrzehnten mit Rigi Kaltbad verbunden ist und zur Rigi eine persönliche Beziehung pflegt. Seine fundierte und über den Sommer 2019 noch signifikanter gewordene Kritik, umfasst wesentlich folgende Punkte:
- Die Rigi steht mit dem Massentourismus unter Druck und ihre touristischen und ökologischen Grenzen sind überschritten. Mit über einer Million Reisenden bis Ende 2019 ist die zulasten der Allgemeinheit und der Natur gehende Belastungsgrenze bei weitem überschritten. Das löst in der Bevölkerung Unmut aus, denn:
- Es geht nicht nur um den Ersatz der bestehenden Pendelbahn. Es geht auch um die grundsätzliche Entwicklung der Rigi. Es ist genug. Es gibt kein unendliches Wachstum in einem endlichen System.
- Mit dem Ersatz der heutigen Pendelbahn durch eine Gondelbahn mit 14 bis max. 17 Masten steigern die Rigi Bahnen die Transportkapazität um das Doppelte, auf 1‘200 Personen pro Stunde. Mit einer 3S-Bahn “light” sogar um das Vierfache d. h. auf einen Schlag können bis zu 2‘500 Personen pro Stunde auf die Rigi befördert werden!
- Die Rigi Bahnen fördern nicht ein massvolles touristisches Wachstum, sondern missachten es klar, indem sie die “Charta Rigi 2030” und die Zusage an eine nachhaltige touristische Entwicklung, überhaupt nicht umsetzen.
- Im Zufahrtsareal in Weggis bräuchte es ein Busterminal, um die Abwicklung von zirkulierenden Gästen bewältigen zu können. Die dabei entstehenden Emissionen für das Dorf Weggis und die Anwohner werden exorbitant sein.
- Auf dem Berg und im Tal Berg werden Massen von Touristen die Infrastrukturen nutzen. Schon heute sind die Auswirkungen bekannt: Dichtestress auf dem Berg, wo Erholung gefragt ist.
- Eine weitere Ausschöpfung d. h. Ausbeutung der Ressourcen – u. a. des knapp gewordenen Wassers – kann nicht toleriert werden.
- Die Expansion der Rigi Bahnen geht auf Kosten der Allgemeinheit. Die Steuerzahlenden müssen die Kosten tragen.
- Die Rigi Bahnen stehen auf lange Sicht besser mit einem Tourismus da, der auf Qualität statt Quantität setzt.
- Mit der Reaktivierung der schubladisierten Variante der Erneuerung der bestehenden Pendelbahn würde an der Rigi ein Zeichen gesetzt (vgl. auch meinen Kommentar hierzu, Medienmitteilung, 7.3.19)
Gefährdeter Schutzwald ob Weggis
Für den Bau einer Gondelbahn mit 14 Masten sind seilbahntechnisch gesehen Rodungen von Teilen der Strecke (dort wo neue Masten zu stehen kommen) des mittlerweile wegen des Hitzesommers 2018 und den beiden Hitzeperioden 2019 unter Druck geratenen Schutzwaldes erforderlich (Kommentar mit Visualisierungen weiter unten). Die Rigi Bahnen haben dies wiederholt in Abrede gestellt und das ist in einer Demokratie, wo es um Transparenz geht, nicht akzeptabel. Die dem Massentourismus dienenden Vorhaben bedeuten nicht nur eine grosse Belastung für die Umwelt (Verkehr), sondern auch für das Landschafts- und Ortsbild in und oberhalb von Weggis.
Auch in Weggis wird das Seilbahnprojekt von der Gemeindebehörde in unkritischer Weise begrüsst – wie viele Grossprojekte in anderen Kantonen und Gemeinden. Solange der auf Qualität ausgerichtete Natur- und Kulturtourismus immer noch belächelt wird und die Promotoren von Grossprojekten sich in den Medien feiern lassen können, verliert der Tourismus in der Schweiz weiter an Authentizität. Nachvollziehbar sind deshalb die Forderungen des Landschaftsschutzverbands Vierwaldstättersee (LSVV) nach vertretbaren maximalen Kapazitäten beim Personentransport und dass diese Begrenzungen, wie ich sie ebenfalls vor zwei Jahren gefordert habe (LZ 23.7.17), verbindlich nachgewiesen werden müssen, mit einem betrieblichen Monitoring der Rigi Bahnen.
Massentourismus: Es kann auf der Rigi so nicht weitergehen
Am 17. Juli 2019 wollte ich mit einem Fernsehteam von RTS um 11.35 von Rigi Kaltbad nach Kulm fahren. Drei von Vitznau ankommende Züge waren komplett überfüllt und vermochten viele wartende Gäste nicht mehr aufzunehmen. Wir schafften es mit grosser Mühe und pressten uns in einen der Wagons des letzten Zuges. Ein vierter Zug folgte nicht mehr.
Ich glaube, dass vielen, welche die Petition “Nein! zu Rigi-Disney-World” unterzeichnet haben, nicht bewusst ist, wie dramatisch die Situation ist. Als wären übervolle Züge noch nicht alarmierend genug: Der massentouristische Rigi-Auflauf mit einer halben Million Reisenden aus Asien und Übersee jährlich, die einen absolut skandalösen ökologischen Fussabdruck auf dem Planeten hinterlassen, wächst täglich und wird jedes Jahr grösser und grösser. Während wir uns gleichzeitig wissentlich den grössten Katastrophen des Planeten aussetzen und für Nicht-Handeln sorgen, sodass die bereits heute stattfindenden Disruptionen des ökologischen Kollapses unser Leben weit mehr einschränken werden, als es jegliche Umweltauflage vermag. Die Lesenden wissen, auf welche globalen ökologischen Schreckensereignisse der letzten Wochen ich mich beziehe.
Nun geht es darum, die Ausbeutung “auf Teufel komm raus” des alpinen Symbolbergs Rigi, der eine von der Bevölkerung sehr geschätzte Naherholungsdestination ist, zu reduzieren. Das wird kaum möglich sein, ohne die unternehmerische Freiheit der Rigi Bahnen und die von uns Menschen zu mindern. Der Klimawandel mag ein privates Problem sein, aber er ist vor allem ein politisches. Auch die Natur braucht Sozialgesetze. Inzwischen glaube ich, dass es eher darauf ankommt, Gesetze, Verbote und Verteuerungen einfach zu akzeptieren oder sie sogar einzufordern. Denn sie grenzen die Freiheit von Unternehmen und des Menschen, andere Menschen und die Natur auszubeuten, drastisch ein. Netto-Null: So heisst das neue Zauberwort in der Schweizer Klimapolitik. Bis 2050 soll das Land klimaneutral sein (LZ 29.8.19). Dem Klima bringt das leider noch gar nichts. Es braucht Realpolitik auf dem Boden der Wirklichkeit.
Fatale Entwicklung in der Weggiser Hotellerie
Da die Kapazitäten der Hotelbetten in der Stadt Luzern während den Sommermonaten beschränkt sind, weichen Tour-Operators und Low-Budget-Reisegruppen in die Gemeinden am Vierwaldstättersee und teilweise auch auf die umliegenden Kantone aus. In Weggis sind äusserst dubiose Hotelpächter und -betreiber am Werk, welche mit skandalösen Dumping-Preisen Reisegruppen z.B. aus China, Korea, Indien und Indonesien etc. anlocken und ein ruinöses Geschäftsmodell praktizieren.
Seit Jahren narrt der umstrittene Gastronom und 2017 wegen geschäftlichen Verfehlungen verurteilte Mazedonier Afrim Baftiri die Gemeinde Weggis, mit undurchsichtigen Geschäftspraktiken bei den Hotels Graziella, Post Hotel und Albana. Die Betreibergesellschaft LH Gastro GmbH liess er kürzlich Konkurs gehen und ersetzte diese durch drei neue Firmen – wieder mit den gleichen Personen aus seinem Umfeld (NZZ am Sonntag 30.6.19; LZ 24.7.19). In diesen drei Weggiser Hotels werden nicht einmal die minimalsten Hotelstandards erfüllt. Afrim Baftiri, der auch die drei neuen Betreiberfirmen von Kriens aus kontrolliert, erhielt für seine von ihm vorgeschobenen Personen auf Anfang Mai 2019 prompt neue Wirtschaftsbewilligungen. Viele Weggiser sind über die Machenschaften von Afrim Baftiri und seinem Umfeld, deren Konsequenz die Verlotterung von drei Hotels an bester Lage im schönen Weggis am Vierwaldstättersee ist, mehr als erbost.
Euphorische Wachstumsschlagzeilen wie “Gastronomie auf Rekordkurs” (LZ 27.8.19) täuschen über die Tatsache hinweg, dass das “Wachstum” der Luzerner Hotellerie mit dem Massentourismus und Dumping-Preisen erzielt wurde. Das hat mit Qualität und Nachhaltigkeit nichts zu tun. Für die Hotellerie in Weggis ist diese Entwicklung fatal und – gelinde gesagt – katastrophal. Denn Fakt ist, dass der grösste Teil der Wertschöpfung beim Shopping am Luzerner Schwanenplatz anfällt. Und mit den viel zu tiefen Preisen für Hotelübernachtungen mit welchen die kriminellen Akteure in Weggis den Markt ruinieren und in den nächsten Jahren noch mehr ruinieren werden, können sie weder Rückstellungen für notwendige Investitionen tätigen noch den Erhalt der Hotelsubstanz sicherstellen. Auch die heute wegen das Klimawandels dringend notwendigen Umstellungen in Hotellerie und Gastronomie auf erneuerbare Energien bleiben so auf der Strecke. Denn es fehlt das nötige Kapital, um Innovationen und Investitionen zu tätigen. Der gute Ruf der Weggiser Hotellerie – es ist nur noch eine Frage der Zeit – dürfte schon bald für immer beschädigt sein.
Verein “Ja! zu Regina Montium”
Ich informiere Sie abschliessend darüber, dass es zwischen dem Vorstand des Vereins “Ja! zu Regina Montium” und mir als Initiant der von 3106 Personen unterzeichneten Petition bei der strategischen Ausrichtung des Vereins und was die Vertretung der Anliegen der Petition “Nein! zu Rigi-Disney-World” angeht, grundsätzlich verschiedene Meinungen gibt. Aus diesem Grund bin ich als Vize-Präsident aus dem Vorstand des Vereins “Ja! zu Regina Montium” zurückgetreten.
Mit herzlichen und herbstlichen Rigi-Grüssen
Dr. phil. René Stettler, Rigi Kaltbad
Initiant der Petition “Nein! zu Rigi-Disney-World”
Visualisierungen 1 – 3
Menetekel Gondelbahn von Weggis nach Rigi Kaltbad mit 14 Masten. Am 28. Mai 2019 informierten die Rigi Bahnen an einer öffentlichen Veranstaltung, dass im “Chilewald” ob Weggis bis Müseralp keine Rodungen erforderlich sind. Es wurde den mehreren hundert Anwesenden ein Profil der Streckenführung mit 3 neuen Masten und ihren zu erwartenden Höhen, welche direkt im “Chilewald” zu stehen kommen, gezeigt. Der mit den nachstehenden Visualisierungen aufgezeigte Widerspruch mit dem von den Rigi Bahnen gezeigten Streckenprofil ist offensichtlich: Ohne Rodungen, also ohne grössere Eingriffe in den Wald, können die neuen Masten nicht gebaut werden. Ich beziehe mich auf gut recherchiertes Fachwissen der Seilbahnbranche. Die Zonen, wo Rodungen also nachweislich unvermeidbar sind, sind in Rot markiert (Visualisierung 2). Bei den in Blau markierten Geländeteilen handelt es sich um Niederhaltezonen am Waldrand, wo der Baumwuchs niedriger ist. Eine Begehung des Geländes hat ergeben, dass in der Zone 8 (Rz 8) Rodungen aufgrund des spärlicheren Baumwuchses entfallen dürften (Visualisierung 3). Visualisierungen © René Stettler, 2019.
1 Mastenführung nach der Talstation in Weggis
2 Mastenführung im Teilabschnitt “Chilewald”
3 Mastenführung im Teilabschnitt Müseralp bis Rigi Kaltbad
René Stettler
Die Rigi und Weggis auf dem Weg in ein massentouristisches und ökologisches Desaster (Lesezeit 5 Minuten)
2019-09-05 08:08:06Liebe Freundinnen und Freunde der Rigi; sehr geehrte Damen und Herren
Diese Mitteilung enthält hochaktuelle Informationen für alle Unterzeichnenden der Petition “Nein! zu Rigi-Disney-World” sowie die Einwohnerschaft von Weggis und Rigi Kaltbad betr. dem drohenden Eingriff in den Schutzwald ob Weggis wegen dem Bau einer Gondelbahn mit 14 Masten, neue Hintergründe zur Verlotterung der drei Weggiser Hotels Graziella, Post Hotel und Albana sowie eine Mitteilung zu meinem Rücktritt aus dem Vorstand des Vereins “Ja! zu Regina Montium”. Die Informationen gingen heute an die 3106 Unterzeichnenden der Petition.
Bitte senden Sie die Mitteilung an Interessierte Ihres persönlichen Netzwerks. Vielen Dank. Den Text können Sie leicht gekürzt als pdf über folgenden Link herunterladen: Medienmitteilung 5.9.19
Am 28. Mai 2019 informierten die Rigi Bahnen an einer öffentlichen und gut besuchten Veranstaltung in Weggis über ihre Pläne zur Seilbahnerneuerung von Weggis nach Rigi Kaltbad. Auch an dieser Veranstaltung, die nichts grundsätzlich Neues zutage brachte, spielten die Rigi Bahnen das ungebremste touristische Wachstum herunter, hielten entscheidende Fakten zum Landschaftseingriff zurück und beschwichtigten immer wieder zum Erstaunen der rund 300 Anwesenden:
- Kein Wort zum national geschützten BLN-Gebiet 1606 am Rigi-Südhang (Bundesinventar der Landschaften und Naturdenkmäler), kein Kommentar zur drohenden Landschaftsverschandelung wegen des ca. 75 Meter hohen Mastens auf der Müseralp.
- Kein Wort zum von der Bevölkerung erwarteten und dringend notwendigen ENHK-Gutachten (Eidgenössische Natur- und Heimatschutzkommission).
- Kein Wort zu den zu erwartenden Einsprachen. Der allgemeine Tenor der Rigi Bahnen: “Wir sind mit allen Akteuren im Gespräch”.
Mutiges Plädoyer
Grossen Applaus erhielt Herbert Reinecke, der seit über 6 Jahrzehnten mit Rigi Kaltbad verbunden ist und zur Rigi eine persönliche Beziehung pflegt. Seine fundierte und über den Sommer 2019 noch signifikanter gewordene Kritik, umfasst wesentlich folgende Punkte:
- Die Rigi steht mit dem Massentourismus unter Druck und ihre touristischen und ökologischen Grenzen sind überschritten. Mit über einer Million Reisenden bis Ende 2019 ist die zulasten der Allgemeinheit und der Natur gehende Belastungsgrenze bei weitem überschritten. Das löst in der Bevölkerung Unmut aus, denn:
- Es geht nicht nur um den Ersatz der bestehenden Pendelbahn. Es geht auch um die grundsätzliche Entwicklung der Rigi. Es ist genug. Es gibt kein unendliches Wachstum in einem endlichen System.
- Mit dem Ersatz der heutigen Pendelbahn durch eine Gondelbahn mit 14 bis max. 17 Masten steigern die Rigi Bahnen die Transportkapazität um das Doppelte, auf 1‘200 Personen pro Stunde. Mit einer 3S-Bahn “light” sogar um das Vierfache d. h. auf einen Schlag können bis zu 2‘500 Personen pro Stunde auf die Rigi befördert werden!
- Die Rigi Bahnen fördern nicht ein massvolles touristisches Wachstum, sondern missachten es klar, indem sie die “Charta Rigi 2030” und die Zusage an eine nachhaltige touristische Entwicklung, überhaupt nicht umsetzen.
- Im Zufahrtsareal in Weggis bräuchte es ein Busterminal, um die Abwicklung von zirkulierenden Gästen bewältigen zu können. Die dabei entstehenden Emissionen für das Dorf Weggis und die Anwohner werden exorbitant sein.
- Auf dem Berg und im Tal Berg werden Massen von Touristen die Infrastrukturen nutzen. Schon heute sind die Auswirkungen bekannt: Dichtestress auf dem Berg, wo Erholung gefragt ist.
- Eine weitere Ausschöpfung d. h. Ausbeutung der Ressourcen – u. a. des knapp gewordenen Wassers – kann nicht toleriert werden.
- Die Expansion der Rigi Bahnen geht auf Kosten der Allgemeinheit. Die Steuerzahlenden müssen die Kosten tragen.
- Die Rigi Bahnen stehen auf lange Sicht besser mit einem Tourismus da, der auf Qualität statt Quantität setzt.
- Mit der Reaktivierung der schubladisierten Variante der Erneuerung der bestehenden Pendelbahn würde an der Rigi ein Zeichen gesetzt (vgl. auch meinen Kommentar hierzu, Medienmitteilung, 7.3.19)
Gefährdeter Schutzwald ob Weggis
Für den Bau einer Gondelbahn mit 14 Masten sind seilbahntechnisch gesehen Rodungen von Teilen der Strecke (dort wo neue Masten zu stehen kommen) des mittlerweile wegen des Hitzesommers 2018 und den beiden Hitzeperioden 2019 unter Druck geratenen Schutzwaldes erforderlich (Kommentar mit Visualisierungen weiter unten). Die Rigi Bahnen haben dies wiederholt in Abrede gestellt und das ist in einer Demokratie, wo es um Transparenz geht, nicht akzeptabel. Die dem Massentourismus dienenden Vorhaben bedeuten nicht nur eine grosse Belastung für die Umwelt (Verkehr), sondern auch für das Landschafts- und Ortsbild in und oberhalb von Weggis.
Auch in Weggis wird das Seilbahnprojekt von der Gemeindebehörde in unkritischer Weise begrüsst – wie viele Grossprojekte in anderen Kantonen und Gemeinden. Solange der auf Qualität ausgerichtete Natur- und Kulturtourismus immer noch belächelt wird und die Promotoren von Grossprojekten sich in den Medien feiern lassen können, verliert der Tourismus in der Schweiz weiter an Authentizität. Nachvollziehbar sind deshalb die Forderungen des Landschaftsschutzverbands Vierwaldstättersee (LSVV) nach vertretbaren maximalen Kapazitäten beim Personentransport und dass diese Begrenzungen, wie ich sie ebenfalls vor zwei Jahren gefordert habe (LZ 23.7.17), verbindlich nachgewiesen werden müssen, mit einem betrieblichen Monitoring der Rigi Bahnen.
Massentourismus: Es kann auf der Rigi so nicht weitergehen
Am 17. Juli 2019 wollte ich mit einem Fernsehteam von RTS um 11.35 von Rigi Kaltbad nach Kulm fahren. Drei von Vitznau ankommende Züge waren komplett überfüllt und vermochten viele wartende Gäste nicht mehr aufzunehmen. Wir schafften es mit grosser Mühe und pressten uns in einen der Wagons des letzten Zuges. Ein vierter Zug folgte nicht mehr.
Ich glaube, dass vielen, welche die Petition “Nein! zu Rigi-Disney-World” unterzeichnet haben, nicht bewusst ist, wie dramatisch die Situation ist. Als wären übervolle Züge noch nicht alarmierend genug: Der massentouristische Rigi-Auflauf mit einer halben Million Reisenden aus Asien und Übersee jährlich, die einen absolut skandalösen ökologischen Fussabdruck auf dem Planeten hinterlassen, wächst täglich und wird jedes Jahr grösser und grösser. Während wir uns gleichzeitig wissentlich den grössten Katastrophen des Planeten aussetzen und für Nicht-Handeln sorgen, sodass die bereits heute stattfindenden Disruptionen des ökologischen Kollapses unser Leben weit mehr einschränken werden, als es jegliche Umweltauflage vermag. Die Lesenden wissen, auf welche globalen ökologischen Schreckensereignisse der letzten Wochen ich mich beziehe.
Nun geht es darum, die Ausbeutung “auf Teufel komm raus” des alpinen Symbolbergs Rigi, der eine von der Bevölkerung sehr geschätzte Naherholungsdestination ist, zu reduzieren. Das wird kaum möglich sein, ohne die unternehmerische Freiheit der Rigi Bahnen und die von uns Menschen zu mindern. Der Klimawandel mag ein privates Problem sein, aber er ist vor allem ein politisches. Auch die Natur braucht Sozialgesetze. Inzwischen glaube ich, dass es eher darauf ankommt, Gesetze, Verbote und Verteuerungen einfach zu akzeptieren oder sie sogar einzufordern. Denn sie grenzen die Freiheit von Unternehmen und des Menschen, andere Menschen und die Natur auszubeuten, drastisch ein. Netto-Null: So heisst das neue Zauberwort in der Schweizer Klimapolitik. Bis 2050 soll das Land klimaneutral sein (LZ 29.8.19). Dem Klima bringt das leider noch gar nichts. Es braucht Realpolitik auf dem Boden der Wirklichkeit.
Fatale Entwicklung in der Weggiser Hotellerie
Da die Kapazitäten der Hotelbetten in der Stadt Luzern während den Sommermonaten beschränkt sind, weichen Tour-Operators und Low-Budget-Reisegruppen in die Gemeinden am Vierwaldstättersee und teilweise auch auf die umliegenden Kantone aus. In Weggis sind äusserst dubiose Hotelpächter und -betreiber am Werk, welche mit skandalösen Dumping-Preisen Reisegruppen z.B. aus China, Korea, Indien und Indonesien etc. anlocken und ein ruinöses Geschäftsmodell praktizieren.
Seit Jahren narrt der umstrittene Gastronom und 2017 wegen geschäftlichen Verfehlungen verurteilte Mazedonier Afrim Baftiri die Gemeinde Weggis, mit undurchsichtigen Geschäftspraktiken bei den Hotels Graziella, Post Hotel und Albana. Die Betreibergesellschaft LH Gastro GmbH liess er kürzlich Konkurs gehen und ersetzte diese durch drei neue Firmen – wieder mit den gleichen Personen aus seinem Umfeld (NZZ am Sonntag 30.6.19; LZ 24.7.19). In diesen drei Weggiser Hotels werden nicht einmal die minimalsten Hotelstandards erfüllt. Afrim Baftiri, der auch die drei neuen Betreiberfirmen von Kriens aus kontrolliert, erhielt für seine von ihm vorgeschobenen Personen auf Anfang Mai 2019 prompt neue Wirtschaftsbewilligungen. Viele Weggiser sind über die Machenschaften von Afrim Baftiri und seinem Umfeld, deren Konsequenz die Verlotterung von drei Hotels an bester Lage im schönen Weggis am Vierwaldstättersee ist, mehr als erbost.
Euphorische Wachstumsschlagzeilen wie “Gastronomie auf Rekordkurs” (LZ 27.8.19) täuschen über die Tatsache hinweg, dass das “Wachstum” der Luzerner Hotellerie mit dem Massentourismus und Dumping-Preisen erzielt wurde. Das hat mit Qualität und Nachhaltigkeit nichts zu tun. Für die Hotellerie in Weggis ist diese Entwicklung fatal und – gelinde gesagt – katastrophal. Denn Fakt ist, dass der grösste Teil der Wertschöpfung beim Shopping am Luzerner Schwanenplatz anfällt. Und mit den viel zu tiefen Preisen für Hotelübernachtungen mit welchen die kriminellen Akteure in Weggis den Markt ruinieren und in den nächsten Jahren noch mehr ruinieren werden, können sie weder Rückstellungen für notwendige Investitionen tätigen noch den Erhalt der Hotelsubstanz sicherstellen. Auch die heute wegen das Klimawandels dringend notwendigen Umstellungen in Hotellerie und Gastronomie auf erneuerbare Energien bleiben so auf der Strecke. Denn es fehlt das nötige Kapital, um Innovationen und Investitionen zu tätigen. Der gute Ruf der Weggiser Hotellerie – es ist nur noch eine Frage der Zeit – dürfte schon bald für immer beschädigt sein.
Verein “Ja! zu Regina Montium”
Ich informiere Sie abschliessend darüber, dass es zwischen dem Vorstand des Vereins “Ja! zu Regina Montium” und mir als Initiant der von 3106 Personen unterzeichneten Petition bei der strategischen Ausrichtung des Vereins und was die Vertretung der Anliegen der Petition “Nein! zu Rigi-Disney-World” angeht, grundsätzlich verschiedene Meinungen gibt. Aus diesem Grund bin ich als Vize-Präsident aus dem Vorstand des Vereins “Ja! zu Regina Montium” zurückgetreten.
Mit herzlichen und herbstlichen Rigi-Grüssen
Dr. phil. René Stettler, Rigi Kaltbad
Initiant der Petition “Nein! zu Rigi-Disney-World”
Visualisierungen 1 – 3
Menetekel Gondelbahn von Weggis nach Rigi Kaltbad mit 14 Masten. Am 28. Mai 2019 informierten die Rigi Bahnen an einer öffentlichen Veranstaltung, dass im “Chilewald” ob Weggis bis Müseralp keine Rodungen erforderlich sind. Es wurde den mehreren hundert Anwesenden ein Profil der Streckenführung mit 3 neuen Masten und ihren zu erwartenden Höhen, welche direkt im “Chilewald” zu stehen kommen, gezeigt. Der mit den nachstehenden Visualisierungen aufgezeigte Widerspruch mit dem von den Rigi Bahnen gezeigten Streckenprofil ist offensichtlich: Ohne Rodungen, also ohne grössere Eingriffe in den Wald, können die neuen Masten nicht gebaut werden. Ich beziehe mich auf gut recherchiertes Fachwissen der Seilbahnbranche. Die Zonen, wo Rodungen also nachweislich unvermeidbar sind, sind in Rot markiert (Visualisierung 2). Bei den in Blau markierten Geländeteilen handelt es sich um Niederhaltezonen am Waldrand, wo der Baumwuchs niedriger ist. Eine Begehung des Geländes hat ergeben, dass in der Zone 8 (Rz 8) Rodungen aufgrund des spärlicheren Baumwuchses entfallen dürften (Visualisierung 3). Visualisierungen © René Stettler, 2019.
1 Mastenführung nach der Talstation in Weggis
2 Mastenführung im Teilabschnitt “Chilewald”
3 Mastenführung im Teilabschnitt Müseralp bis Rigi Kaltbad
René Stettler
Planungswahnsinn am Rigi-Südfuss: Ein ca. 75 Meter hoher monströser Masten für eine neue Gondelbahn. Will die Bevölkerung das? (Lesezeit 5 Minuten)
2019-03-07 07:39:13Diese Mitteilung enthält wiederum aktuelle Informationen für alle Unterzeichnenden der Petition “Nein! zu Rigi-Disney-World” und insbesondere die Einwohnerschaft von Weggis und Rigi Kaltbad. Bitte senden Sie die Mitteilung an Interessierte Ihres persönlichen Netzwerks. Vielen Dank. Den Text können Sie auch als gekürzte Medienmitteilung hier herunterladen.
Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freundinnen und Freunde der Rigi
Da es der Verwaltungsrat der Rigi Bahnen AG unterlassen hat, die Bevölkerung über die Nachteile einer Gondelbahn von Weggis nach Rigi Kaltbad zu informieren, möchte ich mit den nachfolgenden Informationen aufzeigen, was für gravierende Konsequenzen der Bau einer Gondelbahn am Rigi-Südfuss hat. Ich beziehe mich auf gut recherchiertes Fachwissen der Seilbahnbranche über das auch die Rigi Bahnen verfügen, es jedoch der Bevölkerung vorenthalten.
Es ist mir wichtig, der Bevölkerung gegenüber transparent zu sein. Als Privatperson bin ich von der Seilbahnerneuerung betroffen und habe öffentlich wiederholt gesagt (Luzerner Zeitung, 5.9.18, u. a.), dass Einwohner und Grundstückeigentümer erwarten, dass sie über die Nachteile einer Gondelbahn unterrichtet werden. Deshalb mache ich diese mir zur Verfügung stehenden hochaktuellen Informationen öffentlich. In vielen Leserbriefen in der Vitznauer Wochen-Zeitung habe ich in erster Linie ökologische Argumente vertreten. Im Zentrum steht für mich der Schutz der kostbaren Natur und Landschaft, die wir auf der Rigi haben. Dieses Anliegen habe ich stets über persönliche Interessen gestellt und das tue ich auch in dieser Mitteilung.
Seilbahnsysteme: Vor- und Nachteile
Die verschiedenen Seilbahnsysteme haben Vor- und Nachteile. Die heutige Seilbahn von Weggis nach Rigi Kaltbad – in der Fachsprache Pendelbahn genannt – verfügt über tragende Seile und ein Zugseil, das die Kabinen zieht bzw. bewegt. Dies ermöglicht, dass die Seilbahnfahrzeuge nahezu lautlos und hoch über dem Gelände verkehren können. Der Seilbahnbauer Garaventa konnte die 1968 erbaute Pendelbahn mit nur 3 Stützen bauen: Die von ihr verursachten Betriebsgeräusche, welche durch die Seilrollen entstehen, breiten sich an Orten aus, wo keine oder nur wenige Menschen davon betroffen sind. Zusätzlich minimieren bzw. dämpfen Betonstützen die Rollengeräusche. Trotzdem: Je nach Richtung des Winds hört man die Emissionen bis nach Rigi Känzeli oder gar bis oberhalb von Rigi Kaltbad.
Das neu von den Rigi Bahnen favorisierte Gondelbahnsystem – in der Fachsprache Umlaufbahn genannt – hat nur ein bewegtes Seil, das gleichzeitig die Trag- und Zugfunktion übernimmt. Das System erfordert eine Vielzahl von Stützen und die vielen Kabinen verkehren näher am Gelände. Jede Stütze verursacht Rollengeräusche und zusätzlich entstehen weiter Geräusche bei der Überfahrt der Kabinen auf den Stützen. Die Stützenkörper sind aus stählernen Rohren gebaut, die wie ein Klangkörper Emissionen an die Umwelt abgeben. Die Rohre erzeugen einen Resonanz-Effekt und verstärken den Rollenlärm. Bei Gondelbahnen werden die Seilbahnfahrzeuge in den Stationen vom Seil an- und abgekoppelt und dabei entstehen ebenfalls beachtliche permanente Geräusche. Obwohl die Seilbahnhersteller bemüht sind diesen Lärm zu minimieren, ist dieser Lärmpegel weit grösser als das Fahrgeräusch, das ein Pendelbahnfahrzeug verursacht.
Gondelbahn: Permanente Emissionen und reduzierte Einsatzfähigkeit bei Föhn
Je nach Windsituation ist die Ausdehnung der Geräusche grösser oder kleiner und in der Ausdehnungsrichtung kann sie variieren. Ungeachtet des Windeinflusses breiten sich die Geräusche nach oben und in Sichtlinie aus. Unten auf dem Dorfplatz in Weggis wird man wenig hören, jedoch wesentlich mehr oberhalb und seitlich der Talstation (Zingeli, Tannenberg) sowie in der Nähe der Stützen und oberhalb der Bergstation in Rigi Kaltbad. Eine Gondelbahn verursacht permanent Lärm. Generell gilt: Für Menschen sind vorübergehende Immissionen weniger belastend als permanente Geräusche.
Eine “Einseil-Umlaufbahn” wie eine Gondelbahn ist bei Wind bedeutend weniger betriebstauglich. Deshalb wird eine Gondelbahn grundsätzlich bodennaher als eine Pendelbahn gebaut, um diesem Problem zu begegnen, weil die Windgeschwindigkeiten in Bodennähe geringer sind. Bei der Streckenführung von Weggis nach Rigi Kaltbad ist dies jedoch im Gebiet des Kirchenwalds und der Müseralp (Bilder unten) nicht möglich, weil die Kabinen z.T. über den Wipfeln der Bäume fahren müssen. Deshalb lässt sich sagen, dass eine Gondelbahn bei Föhn oder heute immer häufiger auftretenden Sturmwinden am Rigi-Südhang wahrscheinlich wesentlich weniger einsatzfähig ist als die heutige Pendelbahn. Genau das ist bei der von den Rigi Bahnen vielgepriesenen “Referenzanlage” – der Innsbrucker Patscherkofelbahn – der Fall. Wegen Wind herrscht dort immer wieder Stillstand. “Fehlplanung” und “Wahnsinn” monierten die Kritiker des insgesamt 70 Millionen Euro teuren Projekts schon lange vor dessen Realisierung. Sie hätten eine Revitalisierung der alten Pendelbahn bevorzugt.
Gefährdeter Schutzwald
Eine Gondelbahn baut man also tiefer und somit ist oberhalb von Weggis über grosse Teile der Strecke eine Rodung des mittlerweile wegen des Hitzesommers 2018 unter Druck geratenen Schutzwaldes erforderlich. Bereits haben einzelne Fichten den Hitzesommer 2018 nicht überstanden und müssen gefällt werden. Noch eine, zwei aufeinanderfolgende heisse Sommerperioden, mit wenig Niederschlag wie 2018, und der Schutzwald mit seinen auf Trockenheit besonders empfindlich reagierenden Buchen und Fichten könnte gefährdet sein. Alarmierend ist, dass die Rigi Bahnen die Veröffentlichung von CAD-Visualisierungen der Streckenführung, welche die Garaventa AG erstellt hat, mir und der Wochen-Zeitung “mangels Qualität und Aktualität” untersagt haben (Wochen-Zeitung, 15.2.19; meine Medienmitteilung, 12.2.19) – obschon diese von breitem öffentlichem Interesse sind. Sie zeigen den überdimensionierten Eingriff, der am Berg geplant ist (Bilder unten). Die Rigi Bahnen haben den Landschaftseingriff wiederholt heruntergespielt, denn sie möchten über dessen Ausmass keine öffentliche Diskussion und reden ihn deshalb klein.
Monströser Masten und exzessive Zunahme des öffentlichen Verkehrs
Auf der heute noch idyllischen Müseralp ist wegen der steilen Geländekante ein ca. 75 Meter hoher Masten notwendig (Bild unten). Das ist ein grober Eingriff in das national geschützte und hoch-exponierte BLN-Gebiet 1606, welcher mit bis zu weiteren ca. 15 gut sichtbaren Masten eine massive Beeinträchtigung des Landschaftsbilds zum See hin zur Folge hat – eine “Wöschhänki”, welche die weltweit einmalige Landschaft des Rigi-Südhangs zerstört.
Mit einer Gondelbahn wird ein überstarkes Glied mit einer Förderkapazität von bis zu 1200 Personen pro Stunde und Richtung in die Transportkette eingebaut, was eine Verdoppelung der heutigen Kapazität bedeutet. Die Folgen für die Hin- und Rückfahrt nach und ab Weggis sowie die steigenden CO2-Emissionen, sind kolossal und nicht nachhaltig. Ich bitte die Lesenden zu überlegen, wie max. 1200 Personen pro Stunde und Richtung nach Weggis anreisen und wieder von Weggis wegkommen? Die Förderkapazität der Gondelbahn entspräche – nebst dem ebenfalls exorbitant steigenden Verkehr von Privatautos – bis zu 20 Busfahrten pro Stunde und Richtung. Also ein voller Bus alle 3 bis 5 Minuten und das in beiden Richtungen!
Als Einwohner von Rigi Kaltbad ist mir wichtig, dass die Bevölkerungen von Weggis und Rigi Kaltbad über die neuen belastenden Emissionen, die drastische Minderung des natürlichen Steinschlagschutzes und das künftige zu erwartende öffentliche Verkehrsvolumen auf der Zubringerstrasse von und nach Weggis im Bild sind, bevor sie zum neuen Vorhaben Ja sagen. Ob sie die aufgezeigten Nachteile zugunsten des von den Rigi Bahnen forcierten Massentourismus wollen, ist Sache der Bürgerinnen und Bürger von Weggis und Rigi Kaltbad. Vom Gemeinderat von Weggis darf erwartet werden, dass er öffentlich Verantwortung für die geschützte Landschaft des BLN-Gebiets 1606 und den Schutz der Natur übernimmt.
Eine neue Pendelbahn anstatt eine Gondelbahn
Mit einer neuen Pendelbahn bliebe Weggis mit Rigi Kaltbad verbunden, ohne weiteren Lärmverursacher und ohne Reduktion des natürlichen Steinschlagschutzes durch den Schutzwald. Für die Aktionäre der Rigi Bahnen verringert sich zudem das Baukostenrisiko infolge nicht notwendiger Steinschlagschutzbauten.
Vergessen gegangen zu sein scheint, dass seit der letzten Eiszeit Verwitterung und Erosion an der Rigi ungehindert wirksam sind. Es haben sich am Berg junge Schluchten (z.B. die Schnurtobel-Schlucht) gebildet und Felsmassen donnerten immer wieder ins Tal. Im Nagelfluh-Gebiet können der Felssturz von Rigi Känzeli zum Säntenbärg, jener vom Heiligenkreuz bis zum See bei Lützelau (Ende des 17. Jahrhunderts) sowie der Schlammstrom vom Kirchenwald nach Weggis (1795) und der Sturz vom Felsturm der Steigifadfluh (1870) genannt werden (Quelle: Geographisches Lexikon der Schweiz, 1902). Die Rigi ist Rutschgebiet und diese Tatsache dürfte sich mit dem Klimawandel drastisch verschärfen. Die Menschen sollten sich davor hüten unbedachte Eingriffe am Berg vorzunehmen und seine einmaligen Natur- und Landschaftswerte in jeder Hinsicht für künftige Generationen schützen.
Dr. phil. René Stettler, Kulturwissenschaftler, Rigi Kaltbad
Initiant der Petition “Nein! zu Rigi-Disney-World”
Bild 1 unten links
Müseralp ob Weggis: Trügerische Idylle. Bald könnte hier ein ca. 75 Meter hoher Masten der Gondelbahn die Landschaft verschandeln. Photo: René Stettler, 2018
Bild 2 unten rechts
Visualisierung des geplanten Mastens und Seilführung der Gondelbahn. Darüber das Tragseil der heutigen Pendelbahn. Der neue Masten, Teil der ca. 15teiligen “Wöschhänki”, ist vom See aus gut sichtbar. Grafik: René Stettler, 2019
Bild 3 ganz unten
Streckenführung Gondelbahn und betroffener Korridor im Schutzwald, wo mutmasslich Rodungen und später kostspielige Schutzbauten nötig sind (grosser Balken). Rotes Dreieck: Standort des überdimensionierten neuen Mastens von ca. 75 Meter Höhe auf der Müseralp. Visualisierung: René Stettler, 2019; Photo Rigi-Südhang/Weggis: Antoinette Schmid, Rigi Kaltbad, 2018
René Stettler
Die Rigi gehört der Bevölkerung – und nicht den Rigi Bahnen (Lesezeit: 5 Minuten)
2019-02-12 17:18:19Diese Mitteilung enthält aktuelle Informationen für alle Unterzeichnenden der Petition “Nein! zu Rigi-Disney-World” und insbesondere die Einwohnerschaft von Weggis und Rigi Kaltbad. Bitte senden Sie die Mitteilung an Interessierte Ihres persönlichen Netzwerks. Vielen Dank.
Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freundinnen und Freunde der Rigi
Im Januar wurde in den Medien über die Unterzeichnung der “Charta Rigi 2030” berichtet und die Öffentlichkeit liess sich schon wieder von den vermeintlichen Nachhaltigkeitsbestrebungen der Rigi Bahnen blenden. Seit über einem Jahr stehen diese in der öffentlichen Kritik wegen ihren Plänen, die Rigi für den Massentourismus “auf Teufel komm raus” zu kommerzialisieren. Die neuesten Zahlen belegen die folgenschwere Aufwärtsspirale: 970‘000 Reisende (davon 60‘000 via Seilbahn Kräbel – Rigi Scheidegg) haben die Rigi 2018 besucht. 2007 waren es noch 550‘000 Besucher.
Diskreditierung der Petition und ihren Unterzeichnenden
Mit einem offenen Brief an den Verwaltungsrat habe ich am 14.12.18 die nicht nachhaltige Strategie des Bahnunternehmens in der Wochen-Zeitung wiederholt kritisiert. Zu den Mitunterstützern des Schreibens gehören Rolf E. Brönnimann, Präsident und Managing Partner, SH Swiss Hospitality Group AG, Hergiswil; Cécile Bühlmann, alt Nationalrätin Grüne, Luzern; Adrian Schmid, Geschäftsführer Schweizer Heimatschutz; Stanislaus von Moos, emeritierter Professor für Kunstgeschichte, Universität Zürich, sowie Hans Widmer, alt Nationalrat SP, Luzern.
Wiederholt hat Verwaltungsratspräsident Karl Bucher in an mich gerichteten E-Mails die 3106 Unterzeichnenden der Petition, unter ihnen namhafte ehemalige Regierungs-, National- und Ständeräte, Tourismusfachleute sowie Unternehmerinnen und Unternehmer, verunglimpft. Er bezeichnet die Unterzeichnenden als “diffuse Klientel” (3.12.18) und diskreditiert auch Unterzeichner, die “nicht einmal mit ihrem Namen hinstehen können” (6.12.18). Ein Verwaltungsratspräsident, der nach Gutdünken jene desavouiert, die vom demokratischen Recht der persönlichen Meinungsäusserung Gebrauch machen, geht für einen auf gegenseitigen Respekt und Vertrauen basierenden Prozess nicht.
Rigi: Naherholungsberg und Naturwunder
Für die Unterzeichnenden der Petition soll die Rigi das bleiben, was sie als Wert seit Jahrhunderten für die Bevölkerung der umliegenden Kantone verkörpert. Die Aussagen Einheimischer, welche die Petition unterzeichnet haben, stehen stellvertretend für die Meinung vieler und zeigen klar, was die Menschen beklagen und sich wünschen (Publikation der Statements mit Erlaubnis der Unterzeichnenden):
· Ein Pseudo-Ballenberg und anderen Massentourismusschrott brauchen wir auf der Rigi nicht. (…) Als Einheimischer bekommt man auf der Rigi immer mehr das Gefühl, dass man eigentlich unerwünscht ist und den Bahnen die asiatischen Touristen lieber sind. (…) Der Berg gehört nicht den Bahnen sondern der gesamten Bevölkerung! Marcel Tschanen, Weggis (15.10.17)
· Wer diese wunderschöne Natur – das nahe Erholungsgebiet – derart verschandeln will, hat nichts von der Einmaligkeit und Schönheit der Rigi verstanden. Margrit Etterlin, Weggis (20.10.17)
· Ich unterschreibe, weil mir das “Naturwunder” Rigi am Herzen liegt. Die Natur ist unsere Zukunft. Caroline Weibel, Weggis (21.10.17)
Im Kern geht es um eine politische Frage: Die Bevölkerung soll darüber entscheiden können, wie sie die Verfügungshoheit über die Rigi und ihre nachhaltige Entwicklung behalten kann. Viele Zuschriften der letzten Wochen zeigen, dass die vorliegende Charta die falsche Grundlage für eine nachhaltige Entwicklung ist.
Charta: Propaganda statt seriöse Grundlage
Entgegen der Darstellung des vermeintlichen Erfolgs der von den Rigi Bahnen schon vor ihrem Inkrafttreten torpedierten Charta sickert allmählich auch deren fehlende Legitimität ins öffentliche Bewusstsein. Es ist mehr als offensichtlich, dass die völlig unverbindliche Charta von den Rigi Bahnen als PR-Instrument missbraucht wird. Denn in der Sache macht man seitens der Bahnen punkto Planungen und Projekte weiter, als wäre nichts geschehen. Das bedeutet für die Zukunft der Rigi und die kommenden Generationen nichts Gutes. Insbesondere wenn man an den Bau einer Gondelbahn durch das national geschützte und hoch-exponierte BLN-Gebiet 1606 denkt, welche eine Verdoppelung der heutigen Transportkapazität sowie eine massive Beeinträchtigung des Landschaftsbilds zum See hin zur Folge hat (“Wöschhänki” mit bis zu 17 gut sichtbaren Masten).
Da eine Gondelbahn bodennaher gebaut wird, hat dies im Schutzwald ob Weggis über grosse Teile der gesamten Streckenführung eine Waldschneise zur Folge, die Angriffsfläche für Baumschlag bei Windsturm bietet und die Schutzfunktion gegen Steinschlag reduziert (siehe Visualisierung unten). Das macht Schutzbauten d.h. “Ersatzmassnahmen” nötig, die teuer zu stehen kommen. Liest man in der Wochen-Zeitung Beiträge aus der jüngeren Vergangenheit, dann wird rasch klar: Die Einwohnerschaft von Weggis hat genug von Schutzbauten und deren exorbitanten Kosten (mein Leserbrief, Wochen-Zeitung, 14.7.17). Denn zurecht muss man heute die Frage stellen: Wer bezahlt dereinst für die technischen Schutzmassnahmen, die nach dem Bau einer Gondelbahn am Rigi-Südhang nötig werden? Alarmierend ist zudem, dass die Rigi Bahnen die Veröffentlichung von CAD-Visualisierungen der Streckenführung, welche die Garaventa AG erstellt hat, untersagen (E-Mail der RB an mich, 1.2.19) – obschon diese von sehr grossem und allgemeinem Interesse u. a. für die Weggiser Einwohnerschaft sind. Denn sie illustrieren den massiven Eingriff, der am Berg geplant ist.
Es ist aus diesen Gründen evident, dass die Charta nicht halten kann, wofür sie zu stehen hätte. Denn:
· sie hat weder eine demokratische Legitimation noch die Durchsetzungskraft eines verbindlichen Regelwerks.
· sie ist Wunschdenken und formuliert Absichten statt klare verbindliche Standards und Verpflichtungen.
· sie enthält keinerlei plausible Mechanismen, die aus den Absichten griffige Strategien und Massnahmen ableiten.
· sie bleibt schwammig, wie das Erreichen der Ziele gemessen werden soll.
· sie bietet keine Möglichkeiten, Verfehlungen zu sanktionieren.
· Kurz: Die Charta lenkt von den sich zuspitzenden Problemen auf der Rigi ab, anstatt sie anzupacken. Schöne Gemeinplätze ersetzen kritische Fragen. Sie ist nur ein Propagandamittel und keine seriöse Grundlage.
Für die Treffen der “Arbeitsgruppe Charta Rigi 2030” wurden rund 16 Stunden aufgewendet und die Charta wurde nicht “über ein Jahr lang diskutiert” wie VRP Karl Bucher in einer deutschen Zeitung kolportiert (Die Zeit, 10.1.19). Anträge meinerseits für eine Charta mit messbaren Zielen – z.B. um CO2-Emissionen zu mindern – waren chancenlos. Auf eine Diskussion meiner “Charta Rigi 2040”, die verbindlich und verpflichtend formuliert ist, wurde nicht eingetreten. Auch zu einer Diskussion der touristischen Gesamtsituation kam es nicht. Ich habe der AG nichtsdestotrotz in ausführlichen Stellungnahmen im letzten Dezember sinnvolle und konstruktive Vorschläge unterbreitet. U. a., dass für eine umfassende Nachhaltigkeitsstrategie die Anhörung der Umweltverbände und des Heimatschutzes unerlässlich ist. Diesen wurde von der AG eine unmassgebliche Rolle zugemessen. Auch deswegen, weil ihre berechtigten Erwartungen an die Charta in Bezug auf Schutzziele für das Rigigebiet ignoriert wurden. Die Expertise der Umweltverbände bei der Umsetzung der Charta ist jedoch unverzichtbar (mein Leserbrief, Wochen-Zeitung, 30.11.18). Obschon die Meinungen sehr weit auseinanderliegen braucht es weiterhin den Dialog – auch mit der AG.
Der Rigi droht der exzessive Ausbau
Der Zwang für planerische, bauliche und betriebliche Anpassungen wird dem hemmungslosen Ausbau der Transportleistung für die Gemeinden, Private, Infrastruktur etc. unmittelbar folgen, sofern die heutigen Kapazitäten nicht ausreichen (Wasser, Abwasser, Energie, Besucherlenkung Lärmschutz, Littering, Hotel- und Restaurant-Infrastruktur etc.). D.h. der Druck auf den Ausbau des Bergs steigt, wenn immer mehr Menschen wegen den sich häufenden Hitzeperioden im Sommer Abkühlung auf der Rigi suchen. Sehr besorgniserregend ist zudem, dass überall immer grössere Eingriffe in die Natur und Landschaft erfolgen, denen auch der Klimawandel unaufhaltsam zusetzt. Gerade der Klimawandel, der für die Zukunft des Alpenraums eine bedeutende Herausforderung darstellt, spielt für den Verwaltungsrat der Rigi Bahnen AG offenbar keine Rolle. Auch nicht der skandalöse ökologische Fussabdruck von einer inzwischen halben Million Touristen aus Asien und Übersee, die jährlich auf die Rigi kommen.
Wettrüsten und drohender Preiszerfall
Ein anhaltendes Wettrüsten ist in den Bergen im Gange. Überall investieren die Bergbahnen in moderne Infrastruktur und zusätzliche Kapazität. Sollten die Wachstumsraten bei den asiatischen Touristen zurückgehen, droht ein folgenschwerer Preiszerfall (Der Bund, 5.1.19). Mit der ganz offensichtlichen Abhängigkeit vom globalen Massentourismus manövrieren sich die Rigi Bahnen in eine Sackgasse, die ihnen die Kreativität raubt, um für das Unbekannte gewappnet zu sein.
Mit den über 3‘000 Unterzeichnenden der Petition fordere ich den Verwaltungsrat der Rigi Bahnen AG auf, sich eine Denkpause zu verordnen, alle Projekte zu sistieren und sich der Diskussion über die normativen Sachzwänge zu stellen sowie den Gästemix mit einem glaubwürdigen und nachhaltigen Geschäftsmodell neu auszurichten. Eine öffentliche Auseinandersetzung darüber ist dringend notwendig und im Interesse der Allgemeinheit. Denn die Rigi gehört nicht dem Bahnunternehmen, sondern der ganzen Bevölkerung.
Dr. phil. René Stettler, Kulturwissenschaftler, Rigi Kaltbad
12. Februar 2019
Bild Visualisierung unten links
Streckenführung Gondelbahn und betroffener Korridor im Schutzwald, wo mutmasslich Rodungen und später kostspielige Schutzbauten nötig sind (grosser Balken). Visualisierung: René Stettler, 2019; Photo Rigi-Südhang/Weggis: Antoinette Schmid, Rigi Kaltbad, 2018
Photo unten rechts
Zwei Jahre nach dem Bau der Gondelbahn Rickenbach / SZ – Rotenflue: So könnte der Schutzwald ob Weggis nach dem Bau einer Gondelbahn aussehen. Photo: René Stettler, 2017
René Stettler
Post von der Rigi: Schlechte Nachrichten – Offener Brief an den Verwaltungsrat der Rigi Bahnen AG vom 14.12.18
2018-12-13 14:46:47Liebe Freundinnen und Freunde der Rigi
Liebe Unterstützer der Petition “Nein! zu Rigi-Disney-World”
Morgen 14.12.18 erscheint in der lokalen Wochen-Zeitung (Vitznau) der nachstehende offene Brief an den Verwaltungsrat der Rigi Bahnen AG. Mitunterstützende des Schreibens sind:
Rolf E. Brönnimann, Präsident und Managing Partner,
SH Swiss Hospitality Group AG, Hergiswil
Cécile Bühlmann, alt Nationalrätin Grüne, Luzern
Adrian Schmid, Geschäftsführer Schweizer Heimatschutz
Stanislaus von Moos, emeritierter Professor für Kunstgeschichte, Universität Zürich
Hans Widmer, alt Nationalrat SP, Luzern
Aufgrund eines Kommunikationsfehlers sind die oben erwähnten Mitunterstützenden nicht namentlich am Schluss des Briefs aufgeführt. Gemäss Gallus Bucher, Herausgeber der Wochen-Zeitung, erfolgt ein Korrigendum in der Ausgabe der Zeitung vom 21.12.18.
Ich informiere Sie mit diesem öffentlichen Schreiben an den VR der Rigi Bahnen AG über den Stand der Dinge auf und an der Rigi und verbleibe mit vorweihnächtlichen Grüssen.
Ihnen und Ihren Angehörigen wünsche ich eine schöne Weihnachtszeit und ein erfolgreiches Neues Jahr. Ich möchte Ihnen gleichzeitig auch für die geschätzte kontinuierliche Unterstützung danken, die Sie den Kernanliegen der Petition entgegenbringen, welche sich für eine Rigi für die kommenden Generationen einsetzt.
René Stettler, Initiant Petition "Nein! zu Rigi-Disney-World"
Offener Brief an den Verwaltungsrat der Rigi Bahnen AG
Sehr geehrter Herr Verwaltungsratspräsident Karl Bucher
Sehr geehrter Herr VR-Vizepräsident Urs Wullschleger
Sehr geehrter Herr Verwaltungsrat Reto Brun
Sehr geehrte Frau Verwaltungsrätin Nicole Diermeier
Sehr geehrter Herr Verwaltungsrat Mischa Hasler
Sehr geehrter Herr Verwaltungsrat Heinz Leibundgut
Sehr geehrter Herr Verwaltungsrat Martin Schmitt
Sehr geehrte Frau Verwaltungsrätin Christine Zemp Gsponer
Wie die Luzerner Zeitung berichtete (6.12.18), haben die Rigi Bahnen AG entschieden eine Gondelbahn von Weggis nach Rigi Kaltbad zu bauen. Das Vorgehen – ohne Einbezug jener mit denen der Verwaltungsrat der Rigi Bahnen AG die «Charta Rigi 2030» mitunterzeichnet hat – verletzt das Vertrauen in grober Weise und zeigt, dass die Rigi Bahnen an der Umsetzung des von der Petition «Nein! zu Rigi-Disney-World» kritisierten Masterplans weiterarbeiten, als wäre nichts geschehen.
Via schweizeraktien.net (16.11.18) hat Ihr CEO Stefan Otz neueste Fakten zur Geschäftsstrategie der Rigi Bahnen verbreitet, die die Charta schon im Vorfeld ihrer Inkraftsetzung infrage stellen. Die Verlautbarungen im Wortlaut: «Es wird uns nicht langweilig. Das Motto dabei: To run and to develop the business». Via SRF News gar: «Die Angst, dass die Rigi überflutet wird, ist unbegründet. Denn die Gäste wären durch die neue Bahn auch schneller wieder unten (…)» (6.12.18). Solche Aussagen lösen bei vielen Einwohnern von Weggis und Rigi Kaltbad nur Kopfschütteln aus.
Ihre Vorhaben werfen ein Schlaglicht auf die Probleme, für deren gemeinsame Lösung die Charta vorgesehen war:
- Mit dem Bau der Gondelbahn durch das im Bundesinventar der Landschaften und Naturdenkmäler von nationaler Bedeutung geschützte Gebiet (BLN) am Rigi-Südfuss nimmt die Rigi Bahnen AG in grösserem Masse Kollateralschäden an der Natur in Kauf (u.a. Rodung des Schutzwalds; Setzung von bis zu 17 Masten im Landschaftsbild; «Wöschhänki» etc.).
- Die Rigi Bahnen verfolgen ein Wachstum «auf Teufel komm raus». Der Bau der Gondelbahn hat das einzige Ziel, die Frequenzen zu verdoppeln. Alles andere ist Augenwischerei. Die Rigi Bahnen und Sie als Verwaltungsrat führen die Öffentlichkeit mit PR in eigener Sache an der Nase herum.
- Die grossen Eingriffe in das Landschaftsbild, die Verträglichkeit mit dem Gesamtverkehrssystems am Rigi Südfuss, das steigende Personenaufkommen, die verminderte Erholungsqualität und die grösser werdenden Emissionen sind von hoher Bedeutung. In keinem dieser Bereiche hat die Gondelbahn Vorteile aufzuweisen, vielmehr sind es nur gravierende Nachteile. Die von mir in den Medien wiederholt geforderte öffentliche Information der Einwohner und Grundeigentümer über die Nachteile sind die Bahnen und CEO Stefan Otz bis heute nicht nachgekommen.
- Bald werden aufgrund der Steigerung der Frequenzen jährlich eine Million Reisende, davon 500’000 Gäste aus Asien und Übersee mit einem skandalösen ökologischen Fussabdruck, auf die Rigi kommen. Sie sind auch ein gravierender Mitverursacher der sich ebenfalls zuspitzenden Wasserknappheit auf Rigi Kulm, nebst dem Littering, das massiv zugenommen hat.
- Konkrete Zahlen – etwa eine Obergrenze der Gästezahlen – wollten Sie nicht in der Charta (VR-Präsident Karl Bucher, der die Charta mitentwarf, vertrat den VR in der «AG Rigi»). Eine solche – 800’000 Besucher pro Jahr – hatte ich gefordert. Vieles, wie Verminderungsstrategien zur Reduktion der CO2-Emissionen, wurde als niemanden bindendes Bekenntnis in die Charta geschrieben, deren Verbindlichkeitsgrad ich wiederholt kritisiert habe.
- Damit die Charta nicht zu einem Papiertiger verkommt, haben deren Unterzeichner wiederkehrende Gespräche erwartet. Diese haben bislang nicht stattgefunden. Im Gegenteil, die Rigi Bahnen – deren repräsentatives Gesicht Sie sind – machen «gute Miene zum bösen Spiel» und sitzen am gleichen Tisch, arbeiten aber an der eigenen Agenda weiter, als wäre nichts geschehen.
- Die Entwicklung geht nicht in Richtung Nachhaltigkeit, sondern in die entgegengesetzte Richtung: dem Herunterwirtschaften der Königin der Berge mit immer mehr Touristen und Rummel – in Richtung ihrer schleichenden Disneyfizierung. Genau das wollten die 3106 Unterzeichnenden der Petition, die von Ihnen und Ihrem CEO desavouiert werden, verhindern.
- Desavouiert werden auch die Naturschutzorganisationen und deren fachliches Wissen, das bei der Umsetzung der Charta unerlässlich ist.
- Besonders stossend ist, dass die Rigi Bahnen bis heute nicht anerkannt haben, dass die Rigi der Bevölkerung und den kommenden Generationen gehört.
- Sie und Ihr CEO Stefan Otz scheinen nicht zu verstehen, dass es darum geht, die öffentliche Eigentümerschaft dieses Gemeinguts und dessen gemeinschaftliche Bewirtschaftung (im Sinne der Charta) zu anerkennen sowie im Auftrag und im Namen der Sie beauftragenden Gemeinschaft zu handeln.
- Das Masterplan-Projekt Gondelbahn führt nun zu einem langwierigen Konflikt d.h. einer Nagelprobe, für welche die Rigi Bahnen allein verantwortlich sind. Erwartet wird von der Bevölkerung und den Unterzeichnenden der Petition die Bereitschaft des Verwaltungsrats, sich für ein Gutachten der Eidgenössischen Natur- und Heimatschutzkommission zu engagieren. Nur so kann Klarheit bei den anstehenden Fragen geschaffen werden. Der nächste grosse Konflikt ist bereits vorprogrammiert: Rigi Kulm ist seit 1952 bis unter den Bahnhof zugunsten des Natur- und Heimatschutzes mit einem Bauverbot belegt.
Mit Ihren Projekten auf der Rigi sind Sie und Ihr CEO Stefan Otz in bester Gesellschaft mit anderen im Tourismus tätigen Managern im ganzen Alpenraum, die zunehmend und zurecht in den kritischen Fokus der Medien und der Öffentlichkeit geraten.
Denn die Ausweitung der Kapazitäten der Bergbahnen in Verbindung mit neuen Grossprojekten trifft derzeit überall in den Alpen auf vermehrte Kritik, weil die Alpen bereits so stark übererschlossen sind. Deshalb ist zu hoffen, dass auch im Verwaltungsrat der Rigi Bahnen AG noch die Vernunft einkehrt. Wie heisst es bei Bertolt Brecht: Kein Vormarsch ist so schwer wie der zurück zur Vernunft.
René Stettler, Kulturwissenschaftler, Rigi Kaltbad
Photo: Seilbahn Weggis - Rigi Kaltbad, Nebelmeer; Antoinette Schmid, Rigi Kaltbad
René Stettler
Bau einer neuen Gondelbahn am Rigi-Südhang
2018-10-22 16:27:12Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freunde der Rigi
Zwei Zeitungen haben über den Sachstand einer neuen Gondelbahn am Rigi Südhang sowie den sich zuspitzenden Overtourism auf dem Berg berichtet.
Die NZZ berichtete am 19. Oktober 2018
Der exponierte Rigi-Südhang liegt mitten in einem Gebiet, das zum Bundesinventar der Landschaften und Naturdenkmäler (BLN) und damit zu den wertvollsten Landschaften der Schweiz zählt. Naturschützer sind alarmiert. «Der Landschaftsschutzverband Vierwaldstättersee kommt nach Abwägung verschiedener Aspekte eindeutig zum Schluss, dass nur eine Pendelbahn, wie sie heute besteht, eine verträgliche Lösung darstellen kann», sagt Urs Steiger, der Präsident des LSVV. Mehr.
Die WOZ berichtete am 20. September 2018
«Wesentlich höhere Transportkapazitäten belasten nicht nur die Rigi zusätzlich, sondern auch das gesamte Verkehrssystem im Tal», sagt LSVV-Präsident Urs Steiger. Zudem sei offensichtlich, dass für den Bau von siebzehn zusätzlichen Gondelbahnmasten Wald gerodet werden müsse. Eine Landschaft von nationaler Bedeutung werde beeinträchtigt. Auch der Innerschweizer Heimatschutz geht auf Distanz: «Wir stehen der Gondelbahn kritisch gegenüber», sagt Rainer Heublein, Präsident der Kantonalsektion Luzern. Mehr.
Mitgliedschaft im Verein Ja! zu Regina Montium
Der neue Verein setzt sich dafür ein, dass zur Rigi – der Königin der Berge – und ihren Natur- und Landschaftswerten besonders Sorge getragen wird. Die Bewahrung des Kulturerbes, die Geschichte der Rigi, nachhaltige Raumplanung, Architektur, ökologische Werte, touristische Angebote, kleinregionale Eigenheiten, die Einheimischen wie Gästen ein Gefühl von Identität und Kontinuität vermitteln, gehören ebenso zu den Anliegen des Vereins wie der Dialog mit der Öffentlichkeit über die Gestaltung des Lebensraums Rigi sowie seine sozial verträgliche, ökonomisch nachhaltige und umweltschonende Bewirtschaftung. Schreiben Sie eine E-Mail an rs(at)rene-stettler.ch, wenn Sie sich für eine Mitgliedschaft interessieren oder andere Fragen haben. Wir freuen uns auf Ihre Kontaktnahme.
Mit herzlichen und sonnigen Rigi-Herbstgrüssen
René Stettler
Photo unten: Antoinette Schmid, Rigi Kaltbad
René Stettler
Update Vereinsgründung "Ja! zu Regina Montium", Medienresonanz aktuell, "Charta Rigi 2030"
2018-09-07 15:03:49Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freunde der Rigi
Wir haben Sie unlängst auf den neu gegründeten Verein “Ja! zu Regina Montium“ aufmerksam gemacht. Haben Sie sich eine Aktiv- oder Passivmitgliedschaft in unserem Verein bereits überlegt? Gerne informieren wir Sie auch persönlich über dessen Ausrichtung und Stimme auf der Rigi in den kommenden Jahren. Melden Sie sich einfach mit einer persönlichen E-Mail via rs(at)rene-stettler.ch Eine Auflistung aller bislang erschienenen wichtigen Medienberichte finden Sie am Ende dieser Benachrichtigung.
Am vergangenen 5.9.18 berichtete die Luzerner Zeitung über den aktuellen Stand der Projektplanung der Rigi Bahnen. Sie finden den Artikel hier (oder weiter unten, in der Auflistung). In diesem Artikel ist die kritische Haltung des Vereins “Ja! zu Regina Montium“ abgebildet, unter Einschluss der allgemeinen touristischen Situation auf der Rigi und der Konfliktfelder.
Die Ausführungen von Christian Peter Meier in einer Kolumne, die ebenfalls in der Luzerner Zeitung am 4.9.18 erschien, u. a. seine unzutreffenden Mutmassungen über die Haupttreiber des Widerstands auf der Rigi, rücken die Diskussion über die touristische Zukunft der Rigi in ein falsches Licht und schaden der öffentlichen Meinungsbildung. Sie finden die Kolumne hier (oder ebenfalls als Link unten).
Die Rigi ist für viele Schweizer ein beliebtes Ausflugsziel. Ein Naherholungsgebiet, das zum Wandern und Entspannen einlädt. Die Königin der Berge ist auch bei Touristen aus der ganzen Welt sehr beliebt. Jährlich befördern die Rigi Bahnen heute bereits rund 850'000 Passagiere, darunter auch zahlreiche Touristen aus dem asiatischen Raum. Bald dürften es 950'000 pro Jahr sein. Das Verhältnis von ausländischen und Schweizer Touristen beträgt derzeit 40% zu 60%. Die Entwicklung ist besorgniserregend. Es kann und darf nicht sein, die Anlage in den kommenden Jahren mit immer mehr ausländischen, u.a. asiatischen Touristen, zu überfüllen. Denn schon heute findet ein Verdrängungseffekt der klassischen Schweizer Kundschaft, auch im Winter, statt. Die von vielen geschätzte Rigi wird inzwischen von Leuten, die sie seit Jahrzehnten zwecks Erholung aufsuchen, immer öfters gemieden, weil sie sich am Besucheransturm stossen.
Die Petition "Nein! zu Rigi-Disney-World" richtete sich gegen den Ausbau der Rigi und den Massentourismus. Sie generierte in Kürze 3106 Unterschriften (in dieser Zahl sind auch jene Unterzeichnenden enthalten, die ihre Unterschrift handschriftlich eingereicht haben). Alt Nationalrat Louis Schelbert und CVP-Ständerat Konrad Graber unterzeichneten sie, wie alt Nationalrätin Cécile Bühlmann, Kabarettist Emil Steinberger oder der Politikwissenschaftler Iwan Rickenbacher und alt CVP-Regierungsrat Franz Marty sowie Victorinox-CEO Carl Elsener. Mit ihrer Unterschrift forderten die Unterzeichnenden, dass die Rigi eine “sanfte” Erholungsdestination der Region bleiben soll. Mit dieser Forderung verknüpft ist die Gleichwertigkeit von Naherholungsdestination und Tourismus: Die eine Funktion darf die andere nicht verdrängen, sondern beide sollen sich wechselseitig ergänzen. Niemand möchte, dass die Rigi dereinst von einem "totalen Tourismus" dominiert wird, wie ihn Kulturgeograph Werner Bätzing, der ebenfalls hinter der Rigi-Petition steht, in seinen Büchern beschreibt. Leider ist die Rigi heute, wie viele europäische Städte und andere Destinationen, von Overtourism bedroht. Das Beispiel Aescher-Wildkirchli zeigt, was die Konsequenzen sind.
Die touristische Weiterentwicklung der Rigi ist wichtig. Doch sind die einseitig kommerziell ausgerichteten “Innovationen” der Rigi Bahnen der falsche Ansatz, denn diese gehen letztlich zulasten der schützenswerten Umwelt und Landschaft, die für unsere Nachkommen so zu erhalten sind, wie wir sie heute geniessen dürfen. Bei der Petition drehte sich im Kern alles um Qualität und Mass - und nicht Quantität und Masslosigkeit auf dem touristischen Anziehungspunkt Rigi. Diese Anliegen sind nun in die im Juni verabschiedete Charta Rigi 2030 eingeflossen. Es wird sich zeigen, ob ein auf der Charta basierender Dialog bei den anstehenden Projektplanungen der Rigi Bahnen zum Tragen kommt. Ich setze mich für diesen Dialog ein. Die Charta, die ich mitunterzeichnet habe, wird der Bevölkerung im Herbst vorgestellt.
René Stettler, Kulturwissenschaftler, Rigi Kaltbad, Initiant der Petition "Nein! zu Rigi-Disney-World"
Medienberichte (aktualisiert am 7.9.18)
"Mein Rigi", Christian Peter Meier, Luzerner Zeitung, 4.9.18
"Neuer Verein will mitreden - Nein zu Rigi-Disney-World, ja zur Königin der Berge", News SRF, 22.8.18
"Gratwanderung auf der Rigi - Zwischen Vermarktung und Nachhaltigkeit", Roger Brändlin, SRF 10v10, 8.8.18
"Barcelona, Venedig, Luzern – die Angst vor dem 'Overtourism' wächst", Erich Aschwanden, NZZ online, 2.8.18
"Ohne Dialog nützt die Charta über die touristische Nutzung der Rigi nichts", Niels Jost, Luzerner Zeitung, 26.7.18
"'Disney-Land gestoppt'", Niels Jost, Luzerner Zeitung, 25.7.18
"Massvolles Wachstum statt Masse", Niels Jost, Luzerner Zeitung, 25.7.18
"Die Rigi der Zukunft: Disney-Land oder Öko-Oase?", Luzerner Zeitung online, 5.1.18
"Zukunft der Rigi: Trübe Stimmung am Berg", htr hotel revue, 5.1.18
"Jetzt wird die DNA der Rigi gesucht", Bote der Urschweiz, 23.11.17
"Wie viel Tourismus verträgt die Rigi?", Dorotea Simeon, SRF "Echo der Zeit", 5:51 Min., 26.10.17
"Der Aufstand auf der 'Königin der Berge'", Erich Aschwanden, NZZ, Nr. 244, S. 15, 20.10.17
"Auf der Rigi hängt der Haussegen schief", Kilian Küttel und Yasmin Kunz, Luzerner Zeitung, 17.10.17
"In zwei Tagen 600 Unterschriften gegen Rigi-Ausbaupläne", Jost Auf der Maur, Bote der Urschweiz, 17.10.17
"Zuviele Touristen - Aufstand auf der Rigi", Christian Hodel, Luzerner Zeitung, 15.10.17
René Stettler