Europaweite Videoüberwachung an Schlachthöfen und Dokumentation
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Argus |
#123 Re: Europaweite Videoüberwachung an Schlachthöfen u. Dokumentation2012-12-17 15:35#2: - Europaweite Videoüberwachung an Schlachthöfen u. Dokumentation Für den hervorragenden, sehr informativen Einleitungskommentar möchte ich Ihnen danken. Man versteht den Sinn der Petition dadurch noch besser. Eine Unterzeichnung war für mich selbstverständlich. Jedoch zu der unter Ihrem Namen stehenden Vereinigung habe ich noch eine Frage: Was bedeutet "integrative Tierschutzpolitik"? Ich kenne bisher nur "Tierschutzpolitik". |
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Wasmut Reyer |
#128 Was ist "integrative" Tierschutzpolitik?2012-12-20 02:54:13#123: Argus - Re: Europaweite Videoüberwachung an Schlachthöfen u. Dokumentation Vielen Dank für Ihre anerkennenden Worte. – Gerne beantworte ich Ihre Frage: Das Wort „integrativ“ bezeichnet hier eine bestimmte Methode, nämlich eine, die etwas bisher Unvollständiges zu einem Ganzen macht, indem sie etwas Neues hineinbringt. Im Bereich Tierschutz halte ich ich das Wort deshalb für wichtig, weil bisher von allen Benutzern des Wortes Tierschutz-Politik darunter eine unzulängliche, bei den Lösungskonzepten nicht ganzheitlich verfahrende Politik verstanden wird. Die Anstrengungen all derer, die sich für den Tierschutz einsetzen, müssen infolge dieser dilettantischen Auffassung von Tierschutzpolitik zwangsläufig scheitern. Bisherige tierschutzpolitische Konzepte bestehen nur in einem mehr oder weniger vollständigen Katalog praktischer Forderungen, wie sie von einem ethischen Standpunkt aus an den Gesetzgeber gestellt werden müßten. Diese Konzepte treffen aber in der harten politischen Realität auf Gegenkonzepte, die von Politikern vertreten werden, die auf Gebieten mit ganz anderen Zielvorstellungen tätig sind, Gebiete, in denen aber Tiere eine Rolle spielen. Das sind z.B. die Agrar- und allgemeine Wirtschaftspolitik, die Forschungspolitik oder die Gesundheitspolitik. Bei jeder politischen Entscheidung trifft die kleine "Tierschützer"-Gruppe auf eine große Zahl von Meinungsgegnern, die an Tierschutz nicht interessiert sind oder ihm gar feindlich gegenüberstehen. Es ist kein Wunder, daß dann immer die in den Augen einer Mehrheit gewichtiger erscheinenden Argumente siegen. Das sind im Regelfall nicht die Gesichtspunkte des Tierschutzes, sondern wirtschaft- liche und allgemeine politische Interessen, z.B. Handelsbeziehungen zu Japan oder die Beachtung europäischer Verträge. Zusätzlich wird bei diesen Debatten die Tierschutzseite durch den Vorwurf gelähmt, einseitig zu sein und in ihrer Denkweise andere, größere und wichtigere Ziele nicht zu erkennen. Das wiederholte sich seit Beginn unserer Bundesrepublik unzählige Male. Echter Tierschutz konnte sich dadurch nicht durchgängig entwickeln, und selbst millionenfache Grausamkeiten an Tieren konnten so nicht beseitigt werden. Wenn jedoch in Form einer neuartigen Tierschutzpolitik von den Tierschutzverfechtern in ihre Konzepte ganz bewußt diejenigen Zielvorstellungen konkurrierender Politikgebiete ein- bezogen werden, die mit dem Tierschutzgedanken grundsätzlich vereinbar sind (z.B. wissenschaftliche Forschung) und dadurch neue, ganzheitliche Lösungen präsentiert werden und wenn bei nicht dem Tierschutz vereinbaren Konkurenzzielen nicht resigniert wird, sondern versucht wird, die betreffende Grundweichenstellung zu ändern (z.B. eine GG-Formulierung) – dann wird gegenwärtig nicht möglich Erscheinendes möglich gemacht. Das betrifft z.B. die angeblich im Rahmen der gegenwärtigen Ge- setzeslage nicht verhinderbaren Grausamkeiten bei Tierexperimenten, bei der Intensivtierhaltung, der genetischen Tierverän-derung und bei den Tötungsmethoden. Ein denkbarer Einwand gegen integrative Tierschutzpolitik wäre, daß sie zu faulen Kompromissen führe und dadurch Tierschutzziele abschwäche. Das wäre ein großer Irrtum, denn weit eher würde das Gegenteil eintreten: Die Wahrscheinlichkeit würde sich erhöhen, daß Tierschutz nicht, wie bisher, nur bruchstückhaft realisiert wird. Die Gegner echten, durchgreifenden Tierschutzes könnten seinen Fürsprechern nämlich nicht länger Einseitigkeit, Unvernunft oder Realitätsblindheit vorwerfen, weil diese Realität in dieser Tierschutz-politik neuer Art schon von vornherein integriert ist. Ein solch wesentlich breiter als bisher angelegter Tierschutz würde in der allgemeinen Politik an Ansehen gewinnen. Er würde von seiner Nebenrolle wegkommen, und eines nicht allzu fernen Tages würde die politische Einbeziehung des Staatszieles Tierschutz ebenso selbstverständlich sein, wie bisher schon beispielsweise die Beachtung der Staatsziele Bildung oder soziale Gerechtigkeit.
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